Inhalt

Des Ersten Buches

Deutschland schöpfet aus Hertzog Herrmanns Vergnügung seine eigene / aus der wieder erlangten Freyheit allgemeine Eintracht und Vorsichtigkeit wider ihre verdächtigen Feinde die Römer; ihre Herrschens-Sucht und Staats-Griffe bey Kriegs- und Friedens-Zeiten. Deutsche Freyheit wem sie gleiche? Der Feldherr Herrmann verkauffet dem Käyser August für einen[1] blauen Dunst des vorgeschlagenen Friedens einen nicht ungleichen Nebel. Schwerigkeit zu Ubersteigung des Alpen-Gebürges. Ursache der vom Käyser denen Galliern verminderten Schatzung und verliehenen Römischen Bürger-Rechts. Marbod kommet wegen seiner mit dem Ingviomer gehaltenen geheimen Rathschläge beym Käyser in Verdacht / das erschöpfte und erschreckte Rom aber zu verzweifelten Entschlüssungen wider die Deutschen. Des Käysers verkehrtes Glücks-Spiel durch keine menschliche Vorsichtigkeit zu ändern. Unter den kriegerischẽ Anstaltẽ schleichet auch die Liebe mit ein / und die Deutschẽ bauen gleich den Samiern in dem Tempel der Pallas der Liebe ein Altar auf. Wett-Streit: ob das Hertz oder die Liebe im Menschen zuleben anfange? Im Menschen überwinden anderer Beyspiele die Leitung der Vernunfft. Freude die alleroffenhertzigste unter denen Gemüths-Regungen. Aehnligkeit und Gemeinschafft so wohl der Seele als des Leibes / das vornehmste Quell und Meklerin der Liebe. Hertzog Flavius Liebe gegen die Königin Erato / Jubils gegen Leitholden /Catumers gegen Adelgunde / Siegmunds gegen Zirolanen / Malovends gegen die Cattische Fürstin Catta. Gegen-Liebe nicht allemal die Tochter der Liebe. Liebe pflegt ihren Brand in eines andern Kühlung /und ihre Erleichterung / gleich wie Kranckheiten / in der Entdeckung zu suchen. Augen und Geberden des Hertzens deutliche Verräther. Der Liebe und des Feuers gleiche Beschaffenheit. Träume offt mehr ein Brutt der Tages-Gedancken / als Göttliche Offenbarungen. Sein Unglück vor Freunden und Feinden verbergen /damit jene sich nicht betrüben / diese aber sich nicht kitzeln können / das gröste Glück. Verschwiegenheit die Spann-Ader der Klugheit; aber gegen geprüfeten Freunden was geheimes verhalten / eine Beleidigung. Liebe junger Leute das gröste Ungeheuer. Thußneldens Geburts-Fest und die dabey vorgestellte Aufzüge geben dem Flavius Gelegenheit seine Liebe der Königin Erato zu offenbaren / und sie auf alle ersiñliche Weise zur Gegen-Liebe zu bewegẽ. Liebe der Unmögligkeit gewiedmet säet nichts als Unvergnügen / und erndtet an statt der verlangten Gegen-Liebe nur Unlust und Verzweifelung. Der Liebe Geburt / Kindheit und Auferziehung. Der Königin Erato bescheidentliche Ablehnung. Aller Wohlthaten Kern die Liebe; ihre Herrschafft über Leib und Seele. Furcht der betrüglichste Mahler in seinen Bildungen. Der Liebe Ehren- und Schand-Titul. Des Flavius und Ißmenens seiner Schwester Besprechung über der Heimligkeit ihrer unterschiedenen Liebe. Eigenschafft der Liebenden aus einem Pfund einen Centner / aus zweifelhaften Dingen eine Unmögligkeit zu machen. Schönheit hat die Natur zur Mutter / und die gantze Welt zur Anbeterin. Die Natur in Bildung aller Geschöpfe freygebig / beym Menschen verschwenderisch / so wohl in Unterscheidung der Seelen / als Antlitzer. Aehnligkeit der Ursprung einer wahrhaften Liebe. Vollkommene Schönheiten gleich der Sonne allen schön. Die erste Empfängüß der Liebe so wohl die kräfftigste / als reinste / die allerempfindlichste Vergnügung ihre Erst-Geburt. Die Liebe der Hoffnung Hertz-Blat. Des Neides und der Mißgunst Früchte. Der Anverwandten Liebe Uhrsprung das Geblüte / der übrig-verliebten die Sternen. Des Eigen-Nutzes und Herrschens-Sucht schädlicher Gifft. Je grösser die Liebe / ie grösser der Haß auf jenes Verlust. Der Königin Erato geheimer Ku er dem Fürst Zeno des Flavius an sie gemuthete[2] Liebes-Anfechtung zu verschweigen; Ismenens Hoffnung des Zeno Bewogenheit zu gewinnen. Rhemetalces Erzehlung in Thusneldens Zimmer in Anwesenheit der übrig erlauchten Gesellschafft von denen Verwickelungen Thraciens und seine dabey gehabte Zufälle. Thraciens Fruchtbarkeit /der Inwohner Beschaffenheit und des Adels Merckmahle. Thracien des Kriegs-Gottes Vaterland. Seine übrigen Götter / Tempel / Gottesdienst und freyen Künste; Seine Grösse / Ursprung und auf einander folgende Könige. Der Thracier Ausbreitung in Asien. Sesostres Siege fast über die halbe Welt; Seine in Thracien am Berge Rhodipe aufgerichtete marmelne Säule und Egyptische Uberschrifft. Der Thracier und übrigen Heidnischen Völcker Beschneidungs- und Lebens-Art. Ihre Verfallung unter die Odrysen; Ihr neu-aufgerichtetes Reich zwischen dem Flusse Hebrus und Pontus / Strymon und dem Pangäischen Gebürge / dessen beherrschende Könige. Harpalice errettet ihren gefangenen Vater Lycurgus durch einen herrlichen Sieg von den Geten / und wird über dem Euxinischen Meer über die Amazonische Herrschafft ihrer Hertzhafftigkeit halber zur Königin erwehlet / ihr Bruder aber auf den Väterlichen Stuhl gesetzet. Seine Nachfolger. Des Cotischen Reichs nachtheiliger Nahme; Seine Uppig- und Grausamkeit. Thracien wird endlich seinen Söhnen zum Zanck / dem Macedonischen Könige Philipp aber zum Reichs-Apfel. Der Leib eines Reichs nicht weniger als des Menschen allerhand Zufällen unterworffen. Aberglaube der Thracier macht den Alexander unüberwindlich /ihre tapfere Gegenwehr aber letzt zu Staube. Dessen Nachfolger in Thracien Lysimachus; Seine Helden-Thaten und Vorbedeutung seiner Herrschafft. Seine Gefangenschafft und wieder erlangte Freyheit. Seiner Gemahlin Arsinöe Meuchel-Mord an seinem zum Reich bestimmten Sohne Agathocles wegen verweigerter Blut-Schande. Seines zweyten Sohnes Abfall zum Seleucus; Sein blutiger Tod und fernere Reichsfolge der übrigen Thracischen Könige als rechtmäßigen Vorfahren sein des Rhemetalces. Seines Vaterlands mehrere Zufälle / dieser Völcker mit den Geten und Tribalen wegen Gleichheit der Sitten getroffene Vereinbarung; Ihr Sieg in der Schlacht bey Uscana wider die Römer. Perseus und des bey ihm als Geißel sich befindenden Königlichen Cotyschen Sohnes Gefangenschafft. Seine nebst der übrig gefangenen Thracier durch Gesandschafft nach Rom wieder erlangte Freyheit. Des Thracischen Königs Cotys fernere Nachfolger. Seiner Schwester wegen Verlust ihres Bräutigams ausgeübte Grausamkeit wider die Römer. Des Mithridates mit den Thraciern unglücklich-aufgerichtetes Bündnis. Die Römischen Waffen durch Bürgerliche Zwietracht von Thracien abgezogen / durch die genossene Friedens-Ruh dagegen die Welt-Weißheit eingeführet. Thracien des ins Elend verjagten Cicero Auffenthalt / und die vom Philiscus bekommene Propheceyung. Der Fürsten Bothmäßigkeit die Vernunfft. Cæsars gesuchte Feindschafft bey den Thraciern und Galatern; Sein blutiger Tod; Brutus und Caßius Beschirmer der edlen Freyheit. Der Stadt Rom dreyköpfichte Beherrschung und Zwietracht. Thraciens Unglücks-Stern. Sadals Beherrschung. Seine Unempfindligkeit in der Liebe mit ungemeiner Eifersucht vergesellschafftet. Der Thracier grosses Feyr und Tempel des Bachus zu Oresta. Des[3] obersten Priesters Würde die nechste beym Könige. Eines unempfindlichen helffenbeinernen Bildes hohe Anwehrung beym Könige Cotys verursachet beym Königlichen Sohne grosse Empfindlichkeit / und hiedurch eine Zerdrümmerung aller zeither im Tempel angebeteten Alabastenen. Apamens des Königs Deldo Tochter überirrdische Schönheit und Holdseeligkeit erwecket bey dem von Liebe sonst Eis-kalten Sadal empfindliche Liebes-Flammen / und ein darüber geführtes sinnreiches Wechsel-Gespräche. Der Liebe und Heucheley Aehnligkeit auf gewisse Maas. Thracien der reinen Liebe Vaterland und Gewonheit der Weiber sich mit ihren verstorbenen Männern auf dem Holtzstoß zu verbrennen. Bekümmernis und Sorgfalt bestürmet Sadals in Liebe verwickeltes Gemüthe. Sein mit Apamen zu Oresta begangenes Beylager. Eifersucht macht ihm seinen eigenen Schatten zum Nebenbuhler / setzet den gantzen Königlichen Hof insonderheit Apamen in höchste Bestürtzung / Sadaln selbst aber in mancherley verwirrete Abwechselungen. Der keuschen Apame ihrem Gemahl gewillfahrte Erzehlung: wie der Dacier König Decebal und der Quaden Hertzog Holderich vergeblich umb Sie geworben / dieser auch von jenem ihrentwegen meuchelmörderischer Weise umbs Leben kommen / erwecket aufs neue Gall und Gifft in Sadals eifersüchtigem Gemüthe. Apamens letzt-ausgebrochene Ungedult und verzweiffelte Entschlüßung. Eifersucht der gifftigste Wurm der Seele den Todten selbst aufsätzig. Apamens Flucht in der Dianen Tempel und Vorsatz sich dieser Göttin auf ewig einzuweihen ziehet Sadaln eine hefftige Ohnmacht / diese dem Vater Cotys aber den Tod zu. Des Erstern hierauf erfolgte Raserey und Gelübde den Tempel der Diane und des Bachus zu stürmen. Wunderbare und höchst-verbindliche Verschwerungs-Art über den Geilen gewisser Thiere. Des Bacchus Tempel bey den Thraciern vor die wesentliche Wohnung GOttes gehalten. Die Art und Weise ihrer Opfferung und dardurch gesuchte Heiligkeit nebst Abwaschung des Volcks Sünde. Der Apame durch einen Pfeil dem Könige Sadal ihrem Sie belägernden Gemahl abgeschossener Abschieds- und Absage-Brieff / auch ihre darauf erfolgte Abstürtzung von einer Höhe eines Thurmes. Sadals hieraus entstandene Entseelung und allzu späte Bereuung seines Beginnens. Aberglaube eine Verbländerin der Augen und der Vernunfft /ingleichen eine Aufwieglerin wider den König Sadal. Des Pöfels Witz nicht im Gehirne sondern in der Stärcke ihrer Armen. Sadals Flucht von Oresta. Cotys seines Bruders Krönung und Vereinbarung der Königlich- und Priesterlichen Insel. Dessen löbliche Herrschafft und der unvergleichlichen Apame von ihm aufgerichtetes herrliche Grabmal. Sadals gesuchte Hülffe beym Römischen Kayser und Marcus Antonius. Des Cotys beym Brutus und Caßius. Beyder Schlacht und zweiffelhaffter Sieg nicht minder wegen der Römischen Freyheit und deren Beherrschung als der Krone Thraciens. Des Caßius ihm selbst aus Irrthum zugezogener Tod. Des Brutus sonderbare Kriegs- des Antonius Staats-List durch das von Elis nach Oresta gebrachte Wunderbild des Bacchus; die ihm gethane Opfer- und Einweihung dardurch den Cotys auf andere Gedancken zu bringen. Zwey Adler deuten dem Brutus den Tod und mit ihm Rom die Dienstbarkeit an. Seine letzten dem Hercules abgelehnte hertzhafften Worte. Sadals und seines Bruders Cotys Uneinigkeit der herrschenssichtigen[4] Römer Vortheil. Antonius Wollüste. Sadals Tod und letzter Wille. Cotys Gesandschafft und Ansuchen zu Rom wird durch des Pompejus Sieg wider die Römer befördert / gantz Thracien ihm unterwürffig / und er zu einem Bunds-Genossen der Römer gemacht. Sein Tod und unmündige Söhne nebst ihrer Bevormündung. Angesponnener Bürger-Krieg zwischen dem Kayser Octavius und Antonius Thracien gefährlich. Des Kaysers Siege und des wollüstigen Antonius offtmalige Niederlagen durch die liebkosende Cleopatra und der Seinigen Abfall befördert. Des Antonius Flucht in Egypten. Des Rhemetalces und Dellius höfliche Bewillkommung beym Kayser. Dessen angefangener Hochmuth und Göttliche Verehrung ziehet denen benachbarten Völckern allerhand Unheil zu. Der Dacier und Bastarnen Bündnis wider die Römer. Des Römischen Feld-Hauptmanns Craßus Betrug wider des Bastarnischen Königs Deldo Gesandschafft und seine eigene Person. Des jüngern Rhemetalces allzu frühzeitige Herrschafft Thracien nachtheilig. Verstand und Erfahrenheit schwacher Greise / nicht junge und starcke Knochen / der Reiche Pfeiler. Des Craßus unumbschrenckte Krieges- und Sieges-Macht / am meisten aber die Liebe des Vaterlandes nöthiget den verlebten Vetter Rhemetalces sich der Reichs-Sorge wieder anzumaßen. Augustus willkührliche Reichstheilung verursachet theils Liebe / theils Mißgunst /Rhemetalces Tod dem Reiche gleich der untergehenden Sonne / eine abermalige Verfinsterung. Der Dacier / Pannonier und Dalmatier Aufstand wider Rom. Andacht oder vielmehr Aberglaube die Grundfeste des Beßischen Königs und obersten Bacchus-Priesters Vologesens / das Thracische Reich zu behaupten /den Rhemetalces vom Throne zu stürtzen / den Rhascuperis aber zum grausamsten Schlacht-Opfer zu machen. Seine des Vologeses bey denen bezauberten Thraciern verlangte Heiligkeit und Vergötterung. Des Kaysers Staats-kluge Verweigerung seinen Kopff auf das grosse Bild pes Bacchus am Gebürge Rhodope setzen zu lassen. Vologeses untergehende / Rhemetalces hingegen wieder aufgehende Glücks-Sonne kurtz hierauf in einen neuen und plötzlichen Unstern verwandelt. Sein Tod und Nachko linge; dieser ihre Danckbarkeit und Vorschub gegen Rom und dessen Heerführer den Tiberius und Germanicus zu Erlangung ihrer Pannonischen Siege. Rhemetalces Schwermuth über dem Fortgange seiner dem leiblichen Vater Rhascuperis oder vielmehr seiner lasterhafften Stief-Mutter Ada zum Nachtheil gereichenden Erzehlung. Der Scythen Grausamkeit und Abschlachtung ihrer verlebten Eltern. Laster und Unglück in gewissen Stämmen erblich. Tugenden der Weiber der gemeinen Wolfahrt so nütze / als die der Männer; ihre Laster aber unvergleichlich schädlicher. Der Königin Erato und Hertzog Jubils beygefügte sinnreiche Gedancken über das Männ- und Weibliche Geschlecht / ihren Vorzug / Tugenden und Laster. Verstand und Hertzhafftigkeit die Maus- und Spañ-Ader der Seele. Das Hauptwesen die Abbildung eines grössern Staats und Grund-Säule der gemeinen Wolfahrt. Die gute Art und das Wolgerathen der Kinder nicht so wol den Vätern als Müttern / wie das Gold den köstlichsten Ertz-Adern zuzueignen. Der lasterhafften Ada Ankunfft und Haß gegen edle und tugendhaffte Gemüther mit Erhebung des leichtsinnigen Pöfels. Allzu geschwinde Erhöhung ein[5] Bländnis der Vernunfft / wie übermäßiges Licht des Gesichts. Gleichheit die Grundfeste des Ehebettes. Thracien wie andere benachbarte Länder von denen Asiatischen Wollüsten durch die Ada angestecket; Ihr neu-eingeführter schändliche Gottesdienst und Verschwendung in Speise / Kleider und anderer fast unersinnlichen Pracht. Unzehlbare Arten der von Ada gebrauchten Schmincken; die durch deren Gebrauch erlangte Schönheit / ob solche zuläßlich? Einbalsamirung den Morgenländern gewöhnlich und den Leibes-Kräfften dienlich. Schamröthe das Saltz und die Morgenröthe der aufgehenden Tugend; Ihr zu Athen aufgerichtetes Altar und göttliche Verehrung. Der Deutschen Schmincke und Anstrich rein Brunn- und Tau-Wasser. Auch wesentliche Schönheit außer ihrer rechten Anwehrung ein böses Gut / und schädlicher als Schmincke nach Art der von Gold und buntesten Farben gläntzenden gifftigsten Thiere. Schönheiten / Blumen und Balsam einerley Urtheil unterworffen. Wie mancherley Völcker / so mancherley Völcker / so mancherley Sitten und Lebens-Ge bräuche. Blöße bey einigen Völckern ein Kennzeichen der Unschamhafftigkeit / bey andern ein Zügel der Begierden / ja der tieffsten Andacht. Der Geilheit und Nacht-Eulen einerley Eigenschafft verborgene Hölen und Finsternis zu suchen. Die Liebe vergnügt weder eine geschleierte Vesta noch eine nackte Venus / weder zu viel / noch zu sparsame Wollust. Schmincke und Farbe eine betriegliche Mahlerin der Heßligkeit und Larve der Schönheit. Ihre Schätzbarkeit von schlechtem und unbeständigem Werth. Unterschiedene Milch- und Blut-Bäder / worzu und von wem sie gebrauchet? Der Hoheit Irrthum über die Schädligkeit der Laster. Neuigkeit niemals ohne freundliche Stirne und köstlichen Geschmack. Ehrsüchtige Herrschafft dem immer-wachsenden Crocodil gleiche. Der Ada gifftige Anschläge wider die Königin Parysatis durch einen besondern Zufall wieder wendet. Parysatis verlieret das Kleinod der Ehre beym Rhascuporis und das bey ihr noch schätzbarere am Halse in währendem Beyschlaff durch die listige Ada. Beyder hieraus erfolgte verzweiffelte Entschlüßungen. Geilheit und verschlagen seyn der Parysatis und Ada vermögend den klügsten König Rhemetalces zu hintergehen / und der vorhin vertrautesten Eriphylen auf unerhörte Grausamkeit das Lebens-Licht auszuleschen / also an dieser Laster durch Laster zu straffen; dagegen aber auch vermittelst beyder wachsenden Boßheit Laster durch Laster aufs genaueste zu verbinden. Parysatis schändliche Hinrichtung durch die Ada und den König befördert; Ihre vom Fluß Hebrus ausgeworffene und an ihrem unter anderm Vorwand des Todes gehaltenen Begräbnis-Tage ans Licht kommende Leiche erwecket wieder den deshalben verdächtigen König ihren Gemahl Haß und Aufruhr / mit Verweigerung seiner im Tempel des Bachus gesuchten Frey- und Sicherheit. Die Hinrichtung des Königs und Verfolgung des Königlichen Printzens Cotys durch die herrschens-sichtige Ada und ihren deswegen geliebkosten Gemahl den Rhascuporis zu wider des jüngern Rhemetalces bewerckstelliget. Herrschens-Sucht von aller Blut-Freundschafft und Barmhertzigkeit entfernet. Rathschläge einerley Verhängnis mit den Gesichtern / daß die Schönen allein gefallen. Der boßhafften Ada gifftige und meuchelmörderische Nachstell- und Verläumbdungen gegen den frommen Rhemetalces ihren Stief-Sohn durch dessen Tugend und Unschuld wunderbarer Weise zernichtet. Rhemetalces von seines[6] Vaters des Rhascuporis siegenden Feinde Cotys aus dem Gefängnis erlöset / mit halb Thracien / Rhascuporis aber durch dieses seines Sohnes Vorbitte mit einem unverhofften Frieden beschencket. Rhemetalces schlüßet seine bisherige Erzehlung mit seiner neuen Bewillkommung zu Rom und Zurückkehr in des Varus den Deutschen bald darauf zur Beute gediegenes Lager. Rhemetalces / des Flavius und Zeno mit der Königin Erato und Ismene geführte Liebes-Rätzel. Geschwinde Liebe gleich allen schweflicht-verloderndensten Dingen die vergänglichste. Flavius suchet den Zeno bey der Königin Erato in Verdacht / sich aber ans Bret zu bringen. Seine deswegen lauffende Gefahr. Der Königin Erato Gesellschafft mit dem Flavius dem Fürst Zeno argwöhnisch und unerträglich. Ismenens aus eigener Liebe entsponnene und zu der Königin Erato Verachtung versuchte Besänfftigung. Aehnligkeit und Gleichheit der beständigste Brunn der Liebe / Ungleichheit aber ihr Wechselbalg. Fürst Zeno und Ismene in ihrem Gespräch verstöret / und von Saloninen verrathen. Der wahren Tugend Eigenschafft. Thusnelde suchet über Saloninens ausführlichem Bericht die in höchster Bestürtz- und Verzweiffelung sich befindende Königin Erato zur Vernunfft; der Feldherr aber seine in den Fürst Zeno verliebte Schwester zu einer Staats-Heyrath an den Cattischen Hertzog Catumer zu bringen. Ismenens hefftiger Widerstand. Wie viel Afftergestirne und Irrlichter in der Welt; So viel unachte Ursachen der Liebe. Hertzog Jubils Versprechnis die Cattische Hertzogin zu heyrathen gebiehret in der Liebe Ismenens mit dem Fürst Zeno eine neue Schwerigkeit. Schönheit / ob sie ein selbstständiges oder nur in der bloßen Einbildung bestehendes Wesen / und ob solche den Göttern des Glücks und Reichthums vorzuziehen? Ergötzligkeit der Liebe Unter- das Glück ihr Deck-Bette / und die Würde ihr Haupt-Küßen. Staats-Klugheit der meisten Heyrathen Kupplerin / und wie weit hierinnen der Zügel zu enthengen? Der vom Feldherrn zwischen dem Fürsten Catumer und seiner Schwester Ismenen gemachter Heyraths-Schluß erwecket beym Adgandester seiner dem Cheruskischen Hause geleisteten Treue halber Verdruß und Eifersucht. Von Fürsten und ihren Höfen auch im verborgensten zu urtheilen gefährlich. Der Römer Anzug eine Verhinderung dieser Vermählung. Thusneldens Geburts-Tag und Feyer allen Hohen des Hofes eine Gelegenheit durch Tapferkeit Ehre / bey ihren Buhlschafften aber Bewogenheit und Mißgunst zu erwerben. Zirolanens Kaltsinnigkeit gegen den sie hefftig-liebenden Fürst Siegemund / Bewogenheit aber gegen den Rhemetalces. Hertzog Hermanns Feldzug und Abschied von seiner schwangern Thusnelde sehr schmertzlich. Unterschiedener Völcker mancherley Gottesdienst / Heilige und Priesterthum / aus was vor Geschlechtern dieses erwehlet? Sinn-reiche Vorstell- und Abbildung der Jahrs-Zeiten. Der Weißheit edler Schatz durch keine Geburt fortgepflantzet / sondern durch Mühe und Fleiß erwerblich /auch keinem gewissen Geschlecht eigenthümlich. Des Pöfels Einfalt und Unverstand vor eine Staats-Klugheit und Befestigung eines Reichs zu halten. Der alten Deutschen Gottesdienst. Der Haare Hochschätzbarkeit und Heiligthum bey den Alten. Des Flachses und Leinwand / der Webekunst und Stückwercks gestiegener Werth / Herrligkeit und Vaterland. Der Bräute bey den Römern besondere Mitgifft durch einen angelegten Rocken und[7] Spindel. Der von Catta in Hertzog Jubils Liebe beeinträchtigten Fürstin Leitholdes zur Hertha Gottesdienst Einweih- und Opferung. Ihre Erhebung der himmlischen / mit Verwerffung aller eiteln vergänglichen Liebe. Der Schaafe und Rind-Viehs mancherley Land-Art und Nutzbarkeit. Des Ackerbaues grosses Lob. Der siebenden Zahl Geheimnis und Heiligkeit wie in andern Verrichtungen / also auch beym Opfer-Gebrauch. Des geheiligten Opfer-Feuers Krafft und dabey mit unterlauffender Aberglaube. In unvernünfftige Thiere wüten sündhafft und straffbar. Der Opfer-Thiere erforderte Art und Beschaffenheit. Des Saltzes Hochschätzbarkeit / dessen vielfältig herrlich- und heiliger Gebrauch. Wahrsagende Brunnen-Gedancken. Schlangen sprechen auf gantz sinnreiche Art durch ihre Zusammenflechtung der Königin Erato den Zeno ab / und diesen dagegen Ismenen zu. Eines Einsiedlers nachdenckliche Reden von Beschaffenheit des Elementarischen Himmels /der grossen und kleinen Welt / als einer wolgesti ten Harffe des Allerhöchsten / und aus was vor gleichstimmigen Saiten ein jedes bestehe? Thusnelde / Ismene / Erato und das übrige Fürstliche Frauen-Zimmer des Hofes befindet nachgehends in der Gegend und bey der Lehre dieses Einsiedlers: daß die Gemüths-Vergnügung wie der Thau des Himmels nicht auf den Misthauffen der Städte / sondern in der unschuldigen Einsamkeit zu suchen sey.

Quelle:
Daniel Caspar von Lohenstein: Großmütiger Feldherr Arminius, Zweyter Theil, Leipzig 1690, S. 1-8.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Ebner-Eschenbach, Marie von

Meine Erinnerungen an Grillparzer

Meine Erinnerungen an Grillparzer

Autobiografisches aus dem besonderen Verhältnis der Autorin zu Franz Grillparzer, der sie vor ihrem großen Erfolg immerwieder zum weiteren Schreiben ermutigt hatte.

40 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon