IX.

Im Vordergrund: Der vom Wagen gestürzte Antiochus, dem Maden aus dem Leib wuchsen und der übel stank (2Makk. 9,7-9). Im Mittelgrund: Antiochus in der Sänfte mit dem an die Juden gerichteten Brief (2Makk. 9,18 ff.).
Im Vordergrund: Der vom Wagen gestürzte Antiochus, dem Maden aus dem Leib wuchsen und der übel stank (2Makk. 9,7-9). Im Mittelgrund: Antiochus in der Sänfte mit dem an die Juden gerichteten Brief (2Makk. 9,18 ff.).

1VMb dieselbe zeit muste Antiochus mit schanden aus Persen abziehen / 2Denn als er gen Persepolin gezogen war / vnd hatte sich da vnterstanden die Kirche zu plündern / vnd die Stad einzunemen / waren die Bürger auff / vnd wereten sich / vnd trieben den Antiochum zurück / das er mit schanden muste abziehen. 3Als er nu zu Ecbathana war / kam es fur jn / wie es Nicanori vnd Timotheo gegangen were. 4Da ergrimmet er / vnd gedachte die schmach an den Jüden zu rechen / Vnd fuhr tag vnd nacht / das er ja bald hin keme / Denn es treib jn Gottes zorn / das er so frech geredt hatte / Als bald er gen Jerusalem keme / so wolt er aus der Stad eine Todtengruben machen.


5DArumb straffet jn der allmechtige HERR / der Gott Jsrael / mit einer heimlichen Plage / die niemand heilen kundte. Denn als bald er solchs geredt hatte /kam jn ein solchs reissen im Leib an / vnd so ein grosses krimmen in den Dermen / das man jm nicht helffen kund. 6Vnd zwar / es geschach jm eben recht /darumb / das er ander Leute mit mancherley vnd vor vnerhöreter Marter geplaget hatte. 7Noch lies er von seinem trotz nicht ab / Sondern ward noch wütiger /vnd brante fur bosheit wider die Jüden / vnd eilete /vnd im rennen fiel er von dem Wagen so hart / das jn in allen seinen Gliedern reis. 8Da muste der (so zuuor sich fur grosser hoffart düncken lies / Er wolte dem Meer gebieten / vnd die Berge auff einander setzen) von einem einigen Fall / sich in einer Senfften tragen lassen / Das frey jederman an jm sahe die gewalt Gottes. Sup. 5.

9ES wuchsen auch Maden aus dem verfluchten Leibe / vnd verfaulet mit grossem schmertzen / Das gantze stück von seinem Leibe fielen / Vnd stanck so vbel / das niemand fur dem stanck bleiben kundte. 10Vnd der sich vor düncken lies / er rürete an den Himel / den kundte niemand tragen / vmb des vnleidlichen stancks willen. 11Da must er von seinem hohmut ablassen / vnd sich erkennen / weil er von Gott so angegriffen war / vnd die schmertzen jmer grösser wurden.


12VND da er zu letzt den Stanck selbs nicht mehr erleiden kundte / da sprach er / Es ist ja recht / das man sich fur Gott demütige / vnd das ein sterblicher Mensch nicht so vermessen sey / das er sich düncken lasse / er sey Gott gleich. 13Vnd der Bösewicht hub an / vnd betet zu dem HERRN / der sich nu nicht mehr vber jn erbarmen wolt / 14Vnd verhies / Das er die heilige Stad / die er zu vor gedacht zuuertilgen /vnd eine Todtengruben draus zu machen / frey wolte lassen. 15Vnd die Jüden die er zuuor nicht werd geacht / das sie solten begraben werden / sondern den Vogeln vnd Thieren zu fressen geben wolt / die wolte er frey lassen / wie die Bürger zu Athen. 16Vnd den heiligen Tempel / den er zuuor beraubet hatte / wolt er mit allerley Schmuck wider zieren / vnd viel mehr heiliges Gerets da hin geben / weder zuuor da gewest were. Vnd was jerlich auff die Opffer gienge / das wolte er von seinen eigen Renten reichen. 17Da zu wolte er selbs ein Jüde werden / vnd an allen Orten die gewalt Gottes preisen vnd verkündigen.


18DA aber die Kranckheit nicht wolt nachlassen /Denn es war Gottes gerechter zorn zu hart vber jn komen / verzweiuelt er an seinem Leben vnd schreib diese demütige schrifft an die Jüden / wie folget.

19ANtiochus der König vnd Fürst / Entbeut den fromen Jüden seinen Grus. [232a]

20SO jr sampt ewren Kindern frisch vnd gesund seid / vnd gehet euch wol / Des danckete ich Gott / 21Jch aber bin seer kranck.


DJe weil ich gern wolte einen gemeinen Frieden erhalten / wie es denn die not foddert / nach dem ich auff der reise aus Persen kranck bin worden / dencke ich gnediglich an ewre trew vnd freundschafft / 22wiewol ich hoffe / das es sol besser mit mir werden. 23Vnd nach dem mein Vater / als er in die öbern Lender zoch / macht er einen König nach jm / 24Damit man wüste (wo sich etwa ein vnfal zutrüge /oder sonst vnfriede würde) wer Herr sein solte / vnd das Reich nicht zurüttet würde. 25Also auch ich /weil ich sehe / das die vmbliegende Fürsten nach meinem Königreich trachten / wo mirs vbel gienge / Hab ich meinen son Antiochum zum Könige gemacht /welchen ich euch offt trewlich befolhen habe / wenn ich in die öbern Lender gezogen bin / Den selben befelh ich euch jtzt auch. 26Derhalben vermane vnd bitte ich euch / vmb aller Wolthat willen / so ich allen in gemein / vnd in sonderheit gegen einem jglichen erzeigt habe / Das jr mir vnd meinem Son fort an freundlich vnd trewlich sein wollet / 27Denn ich versehe michs zu jm / Er werde sich gnediglich vnd freundlich gegen euch halten / vnd meiner weise folgen.

28ALso starb der Mörder vnd Gotteslesterer Antiochus in grossem schmertzen / wie er andern Leuten gethan hatte / in einem frembden Lande / vnd in der Wildnis / eines jemerlichen todes. 29Vnd Philippus der mit jm aufferzogen war bestattet jn zur erden /Vnd weil er sich fur des Antiochi son besorget / flohe er in Egypten zum könige Ptolemeo Philometor. 1. Mac. 6; Sup. 1.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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