Vom Hunde vnd Schaf

[8] Der Hund sprach ein Schaf für Gericht an vmb Brod /das er jm gelihen hette. Da aber das Schaf leugnet /berieff sich der Hund auff Zeugen / die musste man zu lassen. Der erste Zeuge war der Wolff / der sprach /Ich weis / das der Hund dem Schaf Brod gegelihen hat / Der Weihe sprach / Ich bin dabey gewest. Der Geir sprach zum Schaf / Wie tharstu das so vnuerschampt leugnen? Also verlor das Schaf seine Sache /vnd musste mit schaden zur vneben zeit seine Wolle angreiffen / damit es das Brod bezalet / das es nicht schüldig worden war.


Lere

Hüt[8] dich vor bösen Nachbarn / oder schicke dich auff Gedult / wiltu bey Leuten wonen / Denn es gönnet niemand dem andern was Guts / das ist der Welt lauff.

Quelle:
Martin Luther: Etliche Fabeln aus Esopo von D. M. Luther verdeutscht , in: Fabeln. Heidelberg 1924, S. 3–11, S. 8-9.
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