Napoleon im Kreml

[95] Er nickt mit seinem großen Haupt

Am Feuer eines fremden Herds:

Im Traum erblickt er einen Geist,

Der seines Purpurs Spange löst.


Der Dämon schreit mit wilder Gier:

»Mich lüstet nach dem roten Kleid!

In ungezählter Menschen Blut

Getaucht, verfärbt der Purpur nicht!«
[95]

Die beiden rangen Leib an Leib.

»Gib her!« »Gib her!« Der Dämon fleucht

Mit spitzen Flügen durch die Nacht

Und schleift den Purpur hinter sich.


Und wo der Purpur flatternd fliegt,

Sprühn Funken, lodern Flammen auf!

Der Korse fährt aus seinem Traum

Und starrt in Moskaus weiten Brand.


Quelle:
Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 2, München 1968, S. 95-96.
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