Inmitten der großen Stadt

[31] Sieh, nun ist Nacht!

Der Großstadt lautes Reich

durchwandert ungehört

der dunkle Fluß.

Sein stilles Antlitz

weiß um tausend Sterne.


Und deine Seele, Menschenkind?


Ward sie nicht Spiel und Spiegel

irrer Funken,

die gestern wurden,

morgen zu vergehn, –

verlorst

in deiner kleinen Lust und Pein

du nicht das Firmament,

darin du wohnst, –

hast du dich selber nicht

vergessen,

Mensch,

und weiß dein Antlitz noch

um Ewigkeit?

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 3, Basel 1971–1973, S. 31-32.
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