Das höchste Opfer.

[131] Giebt es noch wohl ein höheres, als wenn die Liebe sich selber dahin giebt, um ihrem Gegenstande, den sie umfaßt, die Freiheit zu schenken, wornach die Seele im innern Kampfe mit sich selber schmachtet? –

Wenn der aufstrebende Geist durch zarte in sein Wesen verwebte Bande sich gefesselt fühlt, welche zu zerreißen seiner Empfindung selbst den Tod droht.

Wenn denn die mitleidsvolle Liebe selber die Bande lößt, um den Entfesselten frei und froh zu wissen; so hebt sie durch dieß Opfer sich über sich selbst empor – sie dehnt sich gleich dem milden Aether aus, und wird durch leise Wünsche der Schutzgeist des Irrenden auf seinen Pfaden.

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Karl Philipp Moritz: Andreas Hartkopf. Prediger Jahre, Berlin: Johann Friedrich Unger, 1790. , S. 131-132.
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