Ebendaselbst

[289] Ich trink' alle Morgen zehn Becher leer

Mit hundert Leuten und mehr und mehr.

Zehn Tage trinken wir schon vereint,

Und Keiner weiß, wie's der Andre meint.


Sie trinken und ziehen ein saures Gesicht,

Sie gucken mich an und verändern es nicht.

O Wasser, ist das die Wunderkraft,

Die allen Leiden Genesung schafft?


Ich wollt', in dem Sprudel flösse Wein,

Und es schöpfte die schönste der Nymphen ein.

Beim ersten Becher entflöh' der Harm,

Beim zweiten wären wir wohl und warm.


Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 289.
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