[5] ELVIRE allein, die Harfe im Arm, das Spiel mit immer leiseren, sanft verschwebenden Tönen endigend.
Wie der letzte Laut verklinget,
Der sich unter leiser Hand
Aus der Harfe Saiten schwinget;
Wie's auf klarem Teichkristalle
Sich von eines Tropfen Falle
Weiter stets und schwächer ringet,
Bis es fern am Blumenstrand
Still verschwand:[5]
So auch möcht' ich einst verschweben
Und verklingen in das beßre Leben!
Wird mich, fern vom Vaterland,
In der Stürme rauher Wiege,
Wo ich angefesselt liege
Von der Liebe starkem Band –
Wird mich einst des Schicksals Hand
Sanft empor zur Heimath heben?
Das Haupt auf die Harfe geneigt, bleibt sie eine Weile ruhen. Eine Saite springt, Elvire fährt erschrocken auf, die Harfe fällt dröhnend zu Boden.
Ah! – Mein Gott!
Sie sucht sich zu fassen.
Bin ich bei Sinnen?
Eine Saite sprang – ihr Schrei
Traf das überraschte Ohr –
Weiter nichts. – Bei Gott, hier ist nichts neu,
Nichts erschreckend, als mein kindisches Beginnen.
Dennoch strebt mein Haar empor,
Und ein Schauer läuft die Glieder
Rieselnd auf und nieder.
Macht die Einsamkeit mich bangen?[6]
Schrecket mich die Dämmerung,
Die bei meiner Töne Klage
Unbemerkt mich hat umfangen?
Oder – war der Saite Sprung
Eine Antwort auf die Frage,
Die ich eben – – Grausen füllt
Meine Brust! – – Der Schall, die Welle –
Wohl sind sie des Lebens Bild;
Doch die Woge, die im Sturme
Schäumend sich am Felsen bricht,
Eine Well' ist's, wie die andre,
Die im weißen Mondeslicht
Auf des Teiches Spiegel schwindet:
Und der Riß gespannter Saiten,
Wie der Klang, der sanft verhallet,
Ist ein Schall,
Der den Fall
Eines Menschen kann bedeuten. –
Von Ahnung erschreckt.
Gott! Wenn Hugo –
Sie zieht lang' und heftig die Klingel. Ein Diener tritt ein.
[7]
Ist die Jagd
Noch zurück nicht in das Schloß?
DER DIENER.
Nein.
ELVIRE.
So sendet gleich zu Roß
Einen Boten, der mir's sagt,
Wann er sie gewahrt vom Weiten.
Der Diener geht ab.
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