Sechszehntes Sonett.

[120] Der Thiere gibt's, die nach des Lichtes Quelle

Mit stolzen Blicken schau'n und nicht erblinden,

Und andre, die, weil Schmerz sie drob empfinden,

Hervor nur Abends gehn aus dunkler Stelle;

Noch andre meynen, in der Flammen Helle,

Von irrem Wahn getrieben, Lust zu finden;

Doch zeigt sich bald ein Zweytes – daß sie zünden.

Weh mir, daß ich den Letzten mich geselle!

Weh! daß ich nicht im Lichte auszuharren

Vermag, der Herrinn, nicht mich zu umbauen

Mit Finsterniß, noch harren nächt'ger Weile!

Mich treibet mein Geschick, mit feuchten, starren

Und blöden Augen stets nach ihr zu schauen;

Ich folg' und weiß, daß in die Flamm' ich eile.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 120-121.
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