Der Hase

[38] Es traf sich einst ein rascher Hase

Mit einem wilden Kater auf der Straße.

Man schwatzte viel, auch von der Tapferkeit,

Und itzt entstand ein Ehrenstreit.

Herr Murner pries den kühnen Muth der Katzen

Und hies die Hasen feige Matzen.

Verläumdung, rief Herr Lamp, du sollst mich sehn

Dem ersten Hund beherzt entgegen gehn.

Gut, gut. Sie trabten fort; auf einmal stießen

Sie auf das Aas von einem Schäferhund.

Lamp sahs zuerst. Mit schnellen Füßen

Läuft er so weit er kann, läuft sich die Sohlen wund

Und bleibt erschöpft von Mattigkeit und Schrecken

In einem dichten Busche stecken.

Hier fand zuletzt der Kater ihn;

Nun, nun, das heiß ich mir vor einem Aase fliehn,

Rief er, ich suche dich schon eine halbe Stunde,

Du tapfrer Held. Ey liebes Kind,

Versetzte Lamp, ein andres sind

Lebendige, ein andres todte Hunde.

Quelle:
Gottlieb Konrad Pfeffel: Poetische Versuche, Erster bis Dritter Theil, Band 3, Tübingen 1802, S. 38-39.
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