26.

[381] Hier wuchs die Kunst wie eine Tulipane,

Mit ihrer Farbenpracht dem Meer entstiegen,

Hier scheint auf bunten Wolken sie zu fliegen,

Gleich einer zauberischen Fee Morgane.
[381]

Wie seid ihr groß, ihr hohen Tiziane,

Wie zart Bellin, dal Piombo wie gediegen,

Und o wie lernt sich ird'scher Schmerz besiegen

Vor Paolos heiligem Sebastiane!


Doch was auch Farb und Pinsel hier vollbrachte,

Der Meißel ist nicht ungebraucht geblieben,

Und manchen Stein durchdringt das Schöngedachte:


Ja, wen es je nach San Giulian getrieben,

Damit er dort des Heilands Schlaf betrachte,

Der muß den göttlichen Campagna lieben!


Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 381-382.
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