39.

[388] Wann werd ich dieses Bangen überwinden,

Das mich befällt in deiner lieben Nähe?

Wohin ich geh und mit den Blicken spähe,

Da hoff ich dich und fürchte dich zu finden.


Wie kann ich Furcht vor dir, o Freund, empfinden,

Den ich so gern an meinem Busen sähe?

Erkläre du mir, was so schnell und jähe

Das Blut mir hemmt, den Geist vermag zu binden?


Ist es die Sorge, daß dein Herz mir schweiget,

Daß ich an Klippen deines Stolzes strande,

Der als der Liebe größter Feind sich zeiget?


Ist es die Göttlichkeit so süßer Bande,

Da stets die Liebe, wie vor Gott, sich neiget

Mit heil'ger Furcht vor ihrem Gegenstande?


Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 388.
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