Auff hn. Augustin Klüppels/ vnd jungfraw Dorotheen Schultzen hochzeit:

[57] Wer hätte dis gedacht? den Arete geehret/

Den Agerona küsst; Apollo selber lehret/

Moratæ lieben sohn/ vnd den dem alle neun

Pieriden geweist jhr Griechisch vnd Latein/

Beneben vieler kunst: der/ was da ist geschehen

In alt-Italien vnd Franckreich/ hat gesehen/

Auch wo die Säine theilt Pariß die grosse stat/

Der Niederlandt durchreist/ vnd recht erfahren hat/

Was recht vnd vnrecht ist/ der dem/ was Vlpianus

Vulteius/ Bartolus vnd der Justinianus

Ein keiser/ hat gelehrt/ ergeben gar vnd gantz

Dem setzet Venus auf einn grünen myrtenkrantz:

Ey/ ey/ wie nun? ist denn kein einiges gesetze

Im rechtes-cörper nicht/ das durch – die starcken netze

Der liebe – reißen kan? hilfft denn nun kein Latein

Für herbe süßigkeit/ für süsse liebes-pein?

Herr bräutigam ist dis das eifrige studieren?

Ist dis der lorbeerkrantz/ mit dem euch wolte zieren

Minerva? folget dis auff ewre weite reis'?

Ist dis all' ewre müh'/ ewr vngesparter fleiss?

Ist dis der milde schweiss/ der ewre bleiche wangen

Beflossen hat? ist dis/ was ich nähst angefangen/

Von euch/ o werther freund/ zu bringen in dis lied?

Welchs mir Apollo wol drey dreymal wieder-rieth.

Die weil mich selben tag aus Castalis zutrincken/

Die Venus abgelockt mit schmeichellichem wincken/[57]

Also/ daß dieses lied/ nicht war/ wie sichs gebürt/

Mit Hemus-blümelein poëtisch ausgeziert.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 57-58.
Lizenz:
Kategorien: