68. Tröste die elenden:

[149] Wenn Gott dich hat getröstt/ so tröst' einn andern wieder/

Mit solchem trost'/ als du von Gott getröstet bist/

So thust du/ was Gott wil/ so thust du als ein Christ'

An dem der trosts bedarf. Wir seind in Christo brüder.

Drumb ist es wolgethan/ daß vnter vns ein jeder

Des andern schwachheit trägt/ so viel jhm möglich ist/

Auf daß des trawrens last mit samt des Satans list

Vns hertze seel' vnd muth nit dämpf' vnd drücke nieder.

Wer andre gerne tröstt/ dem wird in seiner noth

Gott wieder tröstlich seyn/ vnd jhm das thränenbrodt

Mit seines geistes trost' entherben vnd versüssen.[149]

Gott lässt nichts vnbelohnt. Was man dem nähsten thut/

Des nimmet er sich an/ vnd lässt von seinem gut'

Vns solches wiederumb mit frewd' vnd trost geniessen.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 149-150.
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