[7] PIMPINONE.
Vespette, Wilst du von mir gehn?
VESPETTA.
Im Fall er nicht mit mir gescheider handeln wird,
Muß mir der Weg zur Freyheit offen stehen.[7]
PIMPINONE.
Worinn hab ich geirrt,
Du weist ja wohl ...
VESPETTA.
Man hudelt mich bald hie, bald dort,
Ich weiß nicht wie geschwind ich alles machen soll;
Er nehm hinfort nur seine Wirthschaft selbst in acht!
Weint.
Arioso.
Nei brevi Momenti
Ch'hòspeso inservirla,
Se avessi mancato
Dimando perdon.
PIMPINONE.
Schweig schweig, du hast ja alles recht gemacht,
VESPETTA.
Der Himmel weiß, wie es mich kräncket,
Daß er auf nichts, als sein Verderben dencket.
PIMPINONE.
(Das Mensch weiß doch ein Haus
Recht klüglich zu verwalten,)
Ich will in dem, was auszugeben,
Nach deiner Vorschrift leben.
VESPETTA.
Es wird nichts draus.
PIMPINONE.
Warum?
VESPETTA.
Er will die Schlüssel ja behalten;
PIMPINONE.
(Wie seltsam halten doch die Rabenässer Haus,)
Du redest wahr nimm nur die Schlüssel hin,
Den Geld-Schranck übergeb ich dir,
Bleib aber auch bey mir.
VESPETTA.
(Wie blind ist doch der alte Mann,)
Ich nehme sie zu seinem besten an.
PIMPINONE.
Nun gib du aus, so viel als dir gefällt,
(Schliesset den Schranck auf und zeigt ihr einen Ring.)
VESPETTA.
Verschwendet er so liederlich sein Geld?
Wie lange Zeit ist dieses Kleinod schon vorhanden?
PIMPINONE.
Ich hab es heut um Sechtzig Marck erstanden.[8]
VESPETTA.
Ein Ring für Ihn? hab ich es nicht gedacht?
Das Geld ist übel angebracht.
PIMPINONE.
Gemach! ich kaufft hiernächst noch dieses Ohrgehencke;
VESPETTA.
Sie sind vortrefflich schön,
Wie theuer? soll ich es rathen?
PIMPINONE.
Nur siebentzig Ducaten.
VESPETTA.
Für wen?
(Ich wünsche mir sie zum Geschencke,)
PIMPINONE.
Für dich mein Leben?
VESPETTA.
Für mich? das Geld ist nützlich ausgegeben.
Aria.
PIMPINONE.
Guarda un poco
In questi occhi di foco,
Ed in loro
Vedrai mio tesoro,
che sei di Pimpinon la Pimpinina.
Tu vergogni? che pensi? che fai
guarda è guardando saprai,
che il mio presente amore è Vespettina.
Da Capo.
VESPETTA.
Er schweige doch, ich selber bin,
Mehr sag ich nicht. Ich bin nur heute noch
Des Herren Dienerin,
Hernach ...
PIMPINONE.
Was dann hernach? Ey sag es doch.
VESPETTA.
Adieu!
PIMPINONE.
Warum?
VESPETTA.
Weil schon die gantze Stadt,
Von uns zu plaudern hat,
Es heißt: Er sey noch ein belebter Herr,
Ich aber, kurtz auch nicht die häßlichste von allen,
Es wird dem Lästerer
Die Unschuld selbst zu tadeln leichte fallen,
Mein guter Name muß darunter leiden,
Drum werd ich bald aus seinem Hause scheiden.
PIMPINONE.
Es sind ja Mittel gnug der Leute Maul zu stillen.[9]
VESPETTA.
Wer dient kan dieses nicht erfüllen.
PIMPINONE.
Tritt her, es ist mein Ernst, was nutzt der Worte Dunst?
Du weist daß du mein Mädgen bist,
VESPETTA.
Ja bloß durch seine Gunst.
PIMPINONE.
Wanns dir gefällig ist,
Nehm ich dich gar zu meiner Frauen;
VESPETTA, er ist bestrickt.
Darf ich den Worten trauen?
PIMPINONE.
Du lose Hexe du, bleib nur auch künfftig klug.
VESPETTA.
Mein Hertz weiß nichts von Arglist und Betrug.
Aria.
VESPETTA.
Jo non sono una di quelle,
Nate brutte, è fatte belle,
Eche im parevi su il cristallo,
A non far un gesto in fallo.
A girar guardi vezzosi,
Ed tener la bocca à sdegno.
Ne di quelle Vaner elle
Che caminan col compasso,
E si fanno ilbusto basso
Per mostrat ai piu golosi,
Molta robba è poco ingegno.
Da Capo.
PIMPINONE.
So geht es gut, laß uns den Handel schliessen,
Ein langes Compliment kan mich ins Hertz verdriessen.
VESPETTA.
Es ist mir auch gantz unbewust.
PIMPINONE.
Magst du wohl an dem Fenster stehen?
VESPETTA.
Ich hab hierzu nicht die geringste Lust.
PIMPINONE.
In Opera und auf Balleten gehn?
VESPETTA.
Diß thu ich nie.
PIMPINONE.
kan dich das Spiel erfreun?
VESPETTA.
Die Einsamkeit soll mein Vergnügen seyn?
PIMPINONE.
Sind die Roman dir ein beliebtes Wesen?
VESPETTA.
Ich werde stets in den Calender lesen.
PIMPINONE.
Kan dich die Masquerad ergötzen?[10]
VESPETTA.
Ich will dafür mich in die Küche setzen.
PIMPINONE.
Belustigt dich ein Bär- und Ochsen-Hetzen?
VESPETTA.
Im Hause findet sich ein besserer Zeit-Vertreib.
PIMPINONE.
Wohl! so bist du mein liebes Weib.
VESPETTA.
Nur seine Magd.
Doch ohne Braut-Schatz.
PIMPINONE.
Nein
Zehen tausend Thaler sollen dir von mir vermachet seyn.
PIMPINONE.
Doch die Visiten sind dir gäntzlich untersagt,
Sie nicht zu geben, noch auch anzunehmen.
VESPETTA.
Ich will mich gern hierzu bequemen.
PIMPINONE.
Wohlan ich bin vergnügt.
VESPETTA.
Mich selber zu beglücken,
Muß mein Versprechen sich nach seinem Willen schicken.
Duetto.
PIMPINONE UND VESPETTA.
Stendi, uh! ch'allegrezza!
VESPETTA.
Stringi, ô che Fortuna!
PIMPINONE.
Che bel tutto!
Vespetta è pur mutto.
PIMPINONE.
Jammi un vezzo!
VESPETTA.
Mio Cupido!
PIMPINONE.
Non v'èprezzo,
Vespetta me ne rido.
PIMPINONE.
Cara sponsa siâ goder.
VESPETTA.
Dolce sponso siâ goder.
VESPETTA.
(Tanto brutto.)
PIMPINONE.
Tal bellezza.
Vespetta non v'e al cuno
PIMPINONE.
Non c'hà nissuna,
Vespetta è pur cotto il sempliciotto.
PIMPINONE.
Per amore
manca il Core.
[11] VESPETTA.
Parla ô caro
PIMPINONE.
Parla ô cara
VESPETTA UND PIMPINONE.
M'impedisce il gran piacer.
Da Capo.
Buchempfehlung
Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica
746 Seiten, 24.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro