I.

[93] Was die Benennung des Rübenzals belanget / so kan folgendes davō eingenommen werden / nemlich was erstlich saget Henelius in Silesiogragh. p. 6. Nostratibus der Ribenzal / Montanus Dæmon. Also wird er auch von Schwenckfelden in Silesiograph. ante sterpes genant / bey welchen er auch noch zum Uberflusse heisset Virunculus montanus, plurimis notus. Item spectrum, item passim Riesen Zal. M. Georgius Ælurus in Glaciographia l. 3. c. 129. nennet ihn Rieben Zahl ein Gespenst auffn Risen Gebirge bey Hirschfeld in Schlesien / so wird er auch fast genant von Schickfusio l. 4. Chror. Sil. p.m. 11. dieser Schickfusius d.l. hat vollens ein solches. Montanus, der vortreffliche Chymicus etc.[93] hat berichtet / daß ein gebohrner Frantzoß Adelichen Geschlechtes / derer von Ronsefall / wegen seines unersättigen Geitzes soll dahin relegiret seyn. Andere seynd in den Gedancken / daß dieses Gespenste von den Alten Frantzosen / Roji de Valle als der König von Thal des Teuffels Grundes daselbsten genennet worden sey / welchen Nahmen die Innwohner gemeinen Brauche nach corrumpiret und Rüben Zahl daraus gemacht: welcher Nahme dem Gespenste sehr verdrießlich / aber mit deme sehr wohl zufrieden seyn solte; wenn man ihn einen Hüter des Schatzes nennet: darumb daß er an dem Orte die Verborgenen grosse Schätze besitze / und von sich nicht lassen wolle.

Herr Zeiler in Germania part. 1. l. 4. pag. 1115. nennet ihn Teufflisch Gespenst Ungeheuer. Opitius p.m. 280. l. 4. der Poetischen Lustwälder[94] Rübezal / wie er denn auch so genant wird von Anonymo der wunderbarlichen Historien von Gespensten part. 1. p.m. 45. B. vom gedachten Opitz wird er auch genant d.l. Birgmann Rübezal. Aber p. 279. heisset er ihn Riesen Herr / Artz / Berg-Gott Schererizius in lib. consol. despectris part. 3. adm. 2. subfinem nennet ihn Rüben-Zal Schwenckfeld in Hirschbergischen warmen Bade p.m. 158. heisset ihne Rieben-Zahl.

Weiter ist auch zumercken / daß die Wurtzel-Männer ihn nicht dürffen Rübezahl nennen / wie er denn solchen Nahmen von keinen Leiden und anhören will sondern Dominum Johannem oder den grossen Beherscher des Riesen Gebirges / und was für andere Grandetzische Titul mehr seyn / die der hochmütige Geist nicht allein gerne hören sondern auch mit Fleiß haben will; in dem er sie[95] schlechter Dinges fordert; nach Aussage solchen Wurtzelgräber / Kräuter Leser / Kuhe-Doctern / Zahnbrechers / und allerhand anderer Gassen-Schreyer / so ihre Medicamenta von des Rübezahls Residentz holen müssen. Wobey denn zu mercken / das der Rübezahl die gemeine Art aller unreinē Geister imitire, die immer gerne hohe Nahmen affectiren; wie solches zuersehen ist / aus den jenigen was hievon redet Jodocus Hockerius Osnaburgensis im Teuffel selbst / p.m. V. b. Theatri Diaboli da er die Nahmen des bösen Feindes erzehlet / welche er in der Heil. Schrifft bekommet:

§. 30. Deus hujus secli, ein Gott dieser Welt: 2. Corinth. 4. darum dz er der ungläubigen Hertzen in seiner Macht hat / und sie treibet wozu er will / sagt Lutherus über das 6. Cap. zum Ephes. Tom. 1. Wittb. fol. 421. b. Joan Wigandus in Syntag. Nov. Test.[96] part. 2. pag. 158. saget. Darum wird der Satan ein Gott genant: weil er sich Göttliche Ehre anmasset; und welche er auch von der Welt bekompt / in dem sie ihn in Götzenbildern anbetet. 1. Cor. 10.

§. 31. Princeps Mundi, ein Fürste der Welt / Joan. 12. 14. 16. weil er wegen der Sünde über das Menschliche Geschlecht Tyranney übet vide Chrysostom. in 2. cap. ad Ephes. in Exod. Raban. l. 3. in Ecclesiast. c. 1. welcher ihn nennet einen König der Erden / als welcher sich umb alle neue Sachen d' Welt bekümmert etc.

§. 32. Princeps Aëris, ein Fürste der in der Lufft herschet: Ephes. 2. weil wie Chrysostomus saget / die gantze Lufft voller Teuffel ist. (Biese hie van Gonsalum in fliegenhen Wandersmanne p.m. 52. etc. 59. welcher sie daselbsten will angetroffen / und mit sie gesprachet haben.)[97]

§. 33. Principatus & Potestates, Fürsten und Gewaltigen: wegen der Macht / Krafft und Gewalt, Colos. 2. Ephes. 61. Cor. 15. Ephes. 1. & 3. item Coloss. 1. 1. Petr. 3. wiewol was diese zu letzte Oerter anlanget / noch unzweiffelhafftig ist / ob böse oder gute Engel allda so genennet werden.

§. 34. Domini Mundi, Herrn der Welt / Ephes. 6. nicht / daß sie etwan Herrn Himmels und Erden wehren (sintemal ein Herr / und Schöpffer aller Dinge ist:) sondern weil er die Welt / daß ist / die bösen Leute und Gottlose in seiner Gewalt und Gottmässigkeit hat. Solche Herrn / die der Welt mächtig sind / und die gantze Welt unter sich haben.

(*Wierius. lib. 2. cap. 2. de præstigiis.)

Hieher gehöret auch / das Agrippa seinen Teuffels-Hund hat Dominum geheissen / wie zu lesen beym Autore oder Bedino de Magorum Demonoman:[98] p.m. 260. a. im folgenden: demnach ist wohl zu mercken / das wir bekant / er (*D. Wierus) seye des Agrippa Schüler gewesen: So doch derselbig der aller gröste Zauberer war / der zu seiner Zeit gelebt: Ja nicht allein sein Schüler: Sondern auch sein Knecht und Diener: Der mit ihm täglich gessen / getruncken / und geschlaffen / nach dem er sein Weib / wie er selbst bekant / lib. 2. 6. 5. de præstigiis, von sich gestossen gehabt. Das aber Bischoff Paulus Jovius in Elogiis, und viel andere schreiben / wie des Agrippæ schwartzer Hund / welchen er Dominum nante / gleich so bald als Agrippa im Spital zu Grenobel gestorbē gewest / sich in Beywesen vieles Volcks in das für fliessend Wasser gestürtzet habe / und von derselben Zeit an niemals mehr gesehen sey worden. Da sagt D. Wier darüber / derselbe sey nicht der Satan in Hundsgestalt gewesen /[99] denn er habe ihn dem Agrippæ, an einen Strick nach geführet / und der Hund sey allezeit zwischen ihm unn dem Agrippa gelegen. So offt er auch seines Meisters des Zauberers gedencket / komt er stäts mit diesen Worten: Felicis memoriæ Agrippa l. 3, c. 35. oder Venerandi Præceptoris mei Agrippæ. ungeacht daß nicht ein einiger verständiger Mensch ist / nach dem er Agrippe Bücher gelesen / nicht bekente / daß er der aller gröste Zauberer in der gantzen Welt gewesen sey. etc.

Hieher gehöret auch Bodinus noch an einen andern Ore / als p. 99. Dæmon: der Satan hat allzeit umb mehres Betruges willen schöne holdselige Zunahmen gesuchet; die ihm seinen rechten Vornahmen beschöneten. Als / da hat er der geheim oder familiar Geist wollen heissen / oder weise Geist / oder der Morgenstern / oder dz[100] Meisterlein: dieweil er gewust daß die Nahmen Satan und Teuffel verhasset weren. Auch nennen ihn der grössere Theil der Zauberer das klein Meisterlein oder Magisterlein: wie solches zusehen im Buche des Italienischē Pauli Grillandi, d' viel Zauberer und Hexen hat hinrichten lassen. (Daher auch bey uns Teutschen der Nahm Meister Hämmerlein geblieben: wiewol er itzund von den Gauckelern für ein Spott angezogē wird.) Bißhieher der Bodinus: Und unser erstes Capitel / von allerhand Zunahmen des Rübezahls.

Quelle:
Praetorius, Johannes: DaeMonoLogia RVbInzaLII sILesII. Leipzig, Arnstadt 1662, S. 93-101.
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