III.
Was Rübezahls Thun / Wandel und Handel sey?

[125] Ob schon dieses unsers Geistes sein Wercke aus den letzten Theile dieses Tractätleins können völliger abgenommen und verstanden werden: So wollen wir dennoch allhier die meisten Sachen / was des Rübezahls Verrichtung betrifft / in der Kürtze hervor ziehen. Es kan aber flugs anfänglich[125] vor uns das seine reden / und gleichsam unser Wortführer seyn / der Henelius in Silesiographiâ p.m. 6. Miris sæpè gestibus ea loca perlustrantibus illuctie: Vix unquam tamen noxam ant damnum intulisse cuiquam compertus; nisi cachinnô priùs aut maledicto fuerit provocatus. Tunc enim cœlo quamvis sereno, & aura silenti, temporis momento ingentia & horribilia tonitrua ac fulgura cum imbribus largissimis suborta fuisse, non pauci (alius, plerique,) sunt experti. Eadem quoque habet Schvvenckfeld in Silesiog. ante stirpes: Das ist / es pfleget der Rübezahl zum öfftern mit wunderlichen Geberden die vorüber reisenden vexiren: Doch thut er gleichwol keinem Schaden; es sey denn daß er zuvor ausgelachet / oder verspottet were geworden. Wenn solches geschehen; so hat man freylich[126] nicht selten vernommen; daß er / auch bey hellen und stillen Wetter in geschwinder Eyl / ja fast in einem Huy / greulich Gewitter hervor gebracht / erschreckliches Donnern und Plitzen erreget und ungestümme Platzregen erwecket habe; welches ungewitter nicht wenige erfahren habē / welche diesen Geist mit Worten geschimpffet oder verhönet habē. Wobey zumercken ist / daß der gröste und gewöhnligste Hohn / welchen Rübezahl nicht verschmertzen kan / seyn solle / so er nur Rübezahl tituliret wird: Als zum Exempel: Rübezahl kom her! siehe Rübezahl / hie bin ich! wo bistu? Rübezahl thue mir diß und das! und dergleichen lasterhafftige und heraus fordernte Wörter mehr. Solche / sage ich mit der unzehlbahren Erfahrung / kan dieser Geist nicht zu gute halten. Doch fraget es sich gleichwohl / warumb den Rübezahl[127] sich über seinen Nahmen so sehr offendiret befinde? Warumb er diesen Titel gleichsam nicht verschnupffen können? drauff antworte ich; daß der Nahme Rübezahl freylich etwas unhöffliches heissen müsse / oder von garstigen Stamm-Wörtern herrühren dürffe; weil der Geist sich so ungeberdig erzeiget / wenn er solchen zum Vorwurff / oder auffmutzung anhöret. Es ist oben alleweil gedacht worden / daß etliche Philologi zwar judiciren; als wenn der Nahme Rübezahl so viel vermöge / als Thalgott / oder Beschützer und Besitzer des grosen verborgenen Schatzes. Doch ist hie zuerkennen / daß solche critische Urtheilung keinen Grund habe; weil Rübezahl damit übel zufrieden ist. Traun / wenn an der Sache etwas were / so würde gedachter Rübezahl den Titel mit allen Wohlgefallen auffnemen: Sintemal es ein prächtiger[128] Nahme were; welchen die unreinen Geister ins gemeine sehr zu affectiren und begehren pflegen; wiel wir oben allbereit mit angeführet haben. Daß aber auch dieser Rübezahl einen hohen Muth habe / und zugleich mit den andern Geistern schöne nomenclaturam desiderire; solches erhellet daraus wenn die Wurtzelmänner / Bergleute / und andere so das ihrige zusuchen und auff den Riesen-Berge zu verrichten haben / ihn mit fleiß Dominum, Johannem, und einen grosen Beherscher des Riesen-Gebirges benahmen müssen; So sie wollen fort kommen / Glückhaben / und des Rübezahls bestendige Gunst geniesen nach Aussage vieler glaubwürdigen Zeugen. Hiesse Rübezahl nun so viel als Thal-Gott; so keme ja die Deutung mit den letzten Titel überein / und würde sich der Geist darüber nicht zubeschweren haben. Aber weil er sich[129] beleidiget erzeuget; so kan man ja leichtlich folgern; daß der Nahme Rübezahl eine verdrießliche unn nachdenkliche Auslegung müsse hinter sich haben. Und freylich etwan einen Rüben Zehler zu verstehen geben / oder einen Rieb- und Zagel fresser / und Esels Esser anmelden; welches dem Geiste gar unerträglich / wie billich / vorkommen kan:

Wir haben kurtz vorher aus den besageten von Henelio verstanden / daß der Rübezahl zwar possierlich und schertzhafftig seyn solle / in dem er die Leute und vorüber reisende Menschen gleichsam hetzen solle: (da den Riepenzal per anagramma ein Alp-Hetzr ist:) doch fraget es sich allhier; weil er gleichwol über seine Kurtzweil keinen Menschen Schaden thut; was für ein Geist er seyn möge? ob er unter das Geschlechte der guten oder bösen Engel hin zubringen sey? hierauff[130] thut / für uns / ausfürlichen bericht / der Caspar Schwenckfeld in Hirschbergischen warmen Bade p.m. 157. etc. Georgius Agricola Chemnicensis, ein vortrefflicher und gelehrter Bergmann / der viel nützliche Bücher von Metallen und allerley Berg-Arten geschrieben / und der posteritet zu gute in Druck verfertiget hat / gedencket in seinem Büchlein de Animalibus subterraneis zweyerley Berg-Geister.

Die ersten nennet er greuliche / abscheuliche / erschreckliche / böse Geister / Dæmonēs malos, truculentos den Berg-Leuten auffsetzig und schädlich. Dergleichen gewesen ist auff S. Anneberg in der Grube auffm Rosenkrantze genant / welcher in Gestalt eines Rosses mit einem langen Halse und greulichen scheußlichen Augen / aus dem Rachen einen gifftigen Dunst geblasen / dardurch mehr[131] denn zwölff Hauer umbs Leben gebracht / und erstöcket hat. Ein solcher war auch auffn Schneberge vor etlichen Jahren / d' mit einer schwartzen Kappe angethan / in S. Georgen Fund Grube / einem Arbeiter aus dem tieffesten / in ein hohes loch / daraus vor zeiten viel Silber gehauen worden / führete / und hart druckete.

Die andern heisset er Mites, zahme oder gesitsame Geister / oder Cobalos, daß sie den Menschen viel nachthun wollen. Denn sie erschüttern sich manchmal mit Lachen / sind arbeitsam und geschefftig / verrichten aber nichts. Dieser Art sind die kleinen Bergmännlin / welche kaum 3. Spannen lang / in Gestalt eines grauen alten Berg-Männlins / mit einer Berg Kappen verhaubet / und einem Läder begürtet / auff fürnehmen und reichen Bergwercken hin und, wieder in den Schächten und Stellen fahrē /[132] allerley Arbeit mit graben / Ertz hauē / mit ausgiessen der Eymer oder Berg-Zuber / mit Haßpelziehen / und der gleichen vorgeben / und überall nichts schaffen. Thun und verletzen niemands / es sey dann daß man ihrer spotte / und sie mit fluchen reitze. Hieher mag man auch rechen den Riebezahl / welcher sich viel mahl in mancherley Gestald hat sehen lassen / ietzt als ein Bergmänlin / wie erst erreget / bald als ein Mönch / bißweilen als ein schön Roß / zu zeiten als eine grosse Kröte / oder Puhuy / und dergleichen mehr / wie die Beywohner vorgeben / wiewol ich vielmahl daroben gewesen / und die Gebirge hin unn wieder durchgangen / auch des Nachtes daroben gelegen / aber dergleichen nichts spüren noch sehen mögen. Dieser / geben sie für / sey ein Herr und Besitzer der Metallen und Schätze so in diesen Gebirgen verborgen liegen / derowegen[133] biß anhero niemandes derselben theilhafftig werden und geniessen können / weil sie der Riebenzahl besessen / ungern von sich lasse. Er thue niemandes kein Leid / es sey dann daß man seiner lache / spotte / und ihn zusehen begehre / da er sich denn in seiner schönen Gestalt præsentiren, und ihnen die Lust mit plötzlichen / unversehen / erschrecklichen Wetter / Donner und Plitzen / Hagel und Platzregen manchmahl ziemlich büssen solle.

Christen wissen aus GOTTES Wort / was sie von Geistern halten sollen / nemlich / daß gute und böse Geister seyn die guten sind die lieben Engel / welche Gott der Allmächtige den seinigen zu Wächtern verordnet / daß Sie sie auff allen iheren Wegen behüten sollen / damit ihnen kein Leid wiederfahre. Die bösen Geister sind die Teuffel und seine Gesellschafft / welcher sich als ein Tausendkünstler[134] in mancherley Gestalt kan verwandlen / die Abergläubischen offt und viel äffet / und einen blauen Dunst / wie man saget vor die Augen treibet / den gläubigen aber kein Härlein auff ihren Häupte krümmen kan in dem sie Gott alle gezehlt. Wie er denn nicht das geringste vermag noch kan / es sey ihm dann von Gott vergönnet und zugelassen. Gott der Herr hat Klufft und Gänge geschaffen / lesset Ertz und Metall drinnen wachsen / nicht daß sie der Riebenzahl oder andere böse Geister / besitzen sollen / sondern den Menschen zu gute / daß er dieselbige ordentlicher Weise (nicht mit Zauberey und Teuffels-Bannen / oder auff Gespenst und des Berg-Männlins Gerümpel) soll suchen / aushauen / schmeltzen / und mit Dancksagung gebrauchen. Derowegen erfahren wir auch / daß dieselben Abergläubischen Bergleute wenig[135] Glücke haben / und ob sie zwar vermeinet / sie hetten den Schatz gewiß / weil sie die Geister bannen könten / hat es ihnen doch weit gefehlet / haben mit Spott / Schanden / und vieler Leute Schaden offte darvon müssen abziehen / wie auff der ober Abend-Burg / am Flintz-Berge / im Riesen Grunde vor Jahren geschehē / und nicht unlängst etlichen begegnet / welche statlich auff gezogen sind / gewisser Hoffnung und Vertröstung grosse Schätze zuerlangen / etc.

Biß hieher gar nachdencklich / und aus Theologischen Fundamenten / der angeführte D. Schwenckfeld: welcher sich leichte besser erkleret hat als jener Anonymus in den wunderlichen Historien von Gespensten part. 1. p.m. 35. b. 36. a.

Zweyerley Geister und Gespenst werden auch in den Fundgruben auff den Berg-Städen funden.[136]

Es wird auch beyderley Art / auff den Bergstäden in den Fund-Gruben gefunden / wie solches Gregorius Agricola bezeuget lib de Animantibus subterraneis. Und seynd die grausamen und unfreundlichen / welche auch nur erschrecklich anzusehen / gemeiniglich den Bergleuten feind und gehässig. Solcher Art ist gewesen der Geist zu S. Anneberg in der Zeche zum Rosenberge / welcher über die 12. Bergleute an ihrer Arbeit mit seinen Anhauchen getödet und umbracht welcher auch von deßwegen ist liegen blieben / und nicht ferner gebauet worden / ob sie gleich reich von Silber war / es hat aber den Athem außm Halse geblasen oder gehaucht / und ist in Gestald eines Pferdes mit einem langen Halse und greßlichen Augen erschienen / also ist auch der Schnebergische Geist gewesen / welcher in einer schwartzen Münchskutten[137] in der Zeche zu S. Georgen erschienen / welcher einen Bergmann oder Ertzknappen erwischt / vom Boden auffgehaben / und zu öberst in die Höle / so vor Zeiten gar Silberreich / gesetzt / nicht ohne Verletzung seiner Glieder. Bey den Türcken hat ein Jüde / so bey ihnen wohnhafftig / auff eine Zeit / von einer gar reichen Zechē müssen ablassen / von wegen eines solchen Berg-Teuffels / welcher den Bergleuten in Gestald einer Ziegen / oder wie ein Geiß / mit güldenen Hörnern fürkommen und erschienen. Die guten aber und freundlichen nennen etzliche bey uns Teutschen / so wohl auch die Græci, Kobolte / die weil sie viel Dinge den Menschen nach thun / mit lachen / und andern Dingen mehr / und scheinen / als wan sie viel theten / und doch nichts thun. Etliche nennen sie auch Bergmännerlein / denn sie erscheinen gemeiniglich wie die[138] Zwerge / drey Viertel einer Ellen lang; Sie erscheinen aber in Gestald eines alten Mänleins / und bekleidet wie die Bergleute / mit einer weissen Haupt-Kappen am Hembde / und einem Leder auffn hindern. Diese thun den Bergleuten kein Leid / denn ob sie wohl bißweilen die Bergleute mit Steinlein werffen / so thun sie ihnen doch selten schaden / es sey dann daß sie mit spotten oder fluchen erzürnes und schellig gemacht werden. Fürnemlich aber lassen sie sich sehen in denen Zechen welche Ertz geben / oder so zum wenigsten gute Hoffnung ist. Der wegen lassen sich die Bergleute hier durch nichts erschrecken: Sondern haltens für eine gute Anzeigung / und seyn desto frölicher und fleissiger an der Arbeit / und wüntschen nach ihnen / und haben groß verlangen sie zu sehen biß hieher der Anonymus. Drauff fraget es sich noch ferner.[139] Wie der Rübezahl Plitzen und Donnern könne? wie wir aus Henelio gehört. Drauff antwortet / für uns / Jodocus Gockerius osnaburgensis im Teuffel selbsten / cap. 46. p.m. 129. ab. Theatri Diabolorum.

Es ist oben im vierzehenden Capitel erweiset worden / daß die Teuffel ihres Gefallens nichts handeln können oder mögen / sondern müssen Gott ihren Herrn und Schöpffer auff die Hände sehen / und allein das thun / was ihm gefellet Haggar 2. Ich (spricht der Herr) bewege Himmel und Erden und das Meer / etc. Item im 29. Ps. stehet dem gleich / als Wetter machen / daß solches vom Herrn komme. Mit Johann. I. und der Herr sandte grossen Wind auff das Meer etc. Darum hat das Concilium Bracarense c. 1. recht geschlossen mit diesen Worten / si quis credit quod aliquantas immundas creaturas Diabolus fecerit, & tonittua, &[140] fulgura, & tempestates & siccitates, ipse Diabolus sua authoritate facit, sicut Priscillianus dixit, anathemasit.

Darumb geben alle Menschen zu verstehen / so noch einige Ungewitter Hagel / Blitzen / Donner und der gleichen dem Teuffel oder Zäuberinnen zumessen / daß sie in ihrē Catechismum nicht haben gelernet / auch nicht daran glauben / den darinne sagt man / ich glaub an Gott Vater / Allmächtigen / Schöpffer Himmels und der Erden; und in unserm Vatter unser / begehren wir von Gott Vatter unser täglichs Brod / so kan es warlich von den Teuffel nicht her kommen / so wird auch in den zehen Gebotē uns gelehret / daß wir keine andere Götter haben sollen / wie dieses von dē Hn. Brentio, in Homilia de grādine beweist wird / d' aus dem Exod. c. 1. und Jobs 38. it. Josuâ 10. Haggar 2. Ps. 7. gnugsam probirt / daß das Ungewitter vom Herrn kompt.[141]

Aus diesen Grunde schliessen wir nun hie auch / daß die Teuffel aus eigner Krafft und Macht keinen Donner / Hagel / Schne / Regen / Reiffen / oder solches was wircken könnē. Aber wenn es Gott gefellig ist / und er es leiden und dulden kan und mag / so ist es ihm nicht mehr schwer / sondern viel mehr müglich und leicht zu thun / wie wir des Exempel gnug haben.

Hiob. c. 1. ist geschrieben / daß durch des Teuffels Würckung / Feuer vom Himmel gefallen sey / und hab Schaaff und Knaben verbrand und bald hernach als Hiobs Söhne und Töchter in ihres Bruders Hausse assen und truncken / erregte der teuffel (doch durch Gottes Zulassung und Verhengnüß einen gossen Wind / und von der Wüsten her / welcher das gantze Hauß auff die Knaben und Töchter warff / daß sie alle darunter sturben also ist kein Zweiffel daran /[142] wenn sich noch heutiges Tages ein groß Ungewitter erhebt / da ist der Teuffel mit unter / und hat nicht allein eine Lust daran / daß je vielen Menschen / und sonderlich den gläubigen / dardurch möge grosser Schade geschehen / sondern ist auch das rechte Werckzeug und Mittel / dardurch GOtt der HErr / als durch einen gewaltigen Physicum und Natur verständigen Geist / welcher seiner geistlichen Art und Eigenschafft nach / alles zu wege bringen kan / daß die Natur vermag / solches Ungewitter zusammen treibet / etc.

Aber es mus allezeit vorbedinget seyn / daß ers nicht aus seiner Macht etwan kan / sondern durch Zulassung Gottes / weil Christus den Winden steuren kan / so hat er sie auch in seinen Händen. Es hat Philippus Melanchton, wie Malius anzeigt in seinen Collectaneis, einmal gesagt:[143] wie daß auff eine Zeit ein gewaltiger Mann seinen Gästen ein Schauspiel angerichtet hab / darumb hab er herfür lassen kommen / und ziehen etliche Zauberische Weiber / die haben ein grosses Wetter gemacht da aber das Wetter wieder sey gefullet worden / sind sie auch verschwunden. Was aber diese Weiber gewest seyn / ist leichtlich abzunehmen / aus dem / daß sie verschwunden seyn / nemlich / Teuffel / und keine natürliche Menschen etc.

Er ist bey den Kindern des Unglaubens kräfftig / und dieselbigen regieret er nach seinem Willen; Bey den Kindern Gottes kan er nicht mehr / denn was ihm vergönnet und zugelassen wird / und kan hievon der Christliche Leser / besehen / die Auslegung Doct. Hieronymi Welleri, über das 1. Cap. Jobs' M. 1. fa. 2. Da besehe ein jeder fleissig seine Worte / von dieser Auslegung und Handlung[144] etc. Wie daß auch die Zauberinnen keine Macht haben Wetter zumachen und den Gewächsen nichts zubeschedigen / oder den Früchten / beweiset gar weitleufftig D. Johann Wierus, l. 2. cap. 33. in latino exemplari etc. Confer Lutherum Tom. 2. Jenens. in explicatione symboli. Brentium in 28. caput. l. 1. Samuel. pag. 725.

Biß hieher zur Gnüge von den Rationibus und oracionibus; wie / und ob die bösen Geister allerhand Gewitter verursachen können. Was weiter den Rübezahl betrifft / kan man von ihm schon aller dings die Ursachen nicht ergründen oder erforschen: So ist es doch unzweiffelbahr / daß sein gewöhnligste Verrichtungen seyn / nach belieben zu plitzen / donnern und hageln: wie denn solches übe die unzehlbahr Erfahrung / von ihm bekräfftiget seines eigenen Nahmens Buchstaben-Wechsel: da aus Riebentzal[145] entspringet. Er blitzet an. Doch gnug von diesen Handwercken. Zum andern saget mann auch von solchen Schlesischen Geiste / oder Riebezahl daß er ärtz Liebe / oder wie es Schwenckfeld von warmen Bade d.l. beym Ælurio d.l. vorbringet: Sie (die Einwohner /) sagen auch / der Riebenzahl sey ein Herr und Besitzer der Metallen und Schätze; so in diesen Gebirgen verborgen liegen: derowegen biß anhero niemands derselben theilhafftig werden und geniesen können; weil sie der Riebenzahl besessen und ungerne von sich lasse.

In diesen Stücken ahmet der Rübezahl die andern unreinen Geister nach / welche ingemein mammonisch und Plutisch seyn: wiewol sie darneben sich meistentheils in Hundes Gestalt verkleiden / die Schätze bedecken / und drauff liegen sollen; wie davon[146] auch unter andern eine Historie erzelet Camerarius Oper. succis. cent 1. c. 63. p. 288. 289. wenn er also redet aus den Wiero c. 4. de præst. Anno 1530. hat der Teuffel einem Priester in Nürnberg etliche Schätze in Crystalle gezeuget. Wie nun dieser Pfarrer am gezeugeten Orte vor der Stad solche Beute anfänget zu suchen / und nebenst einen seiner guten Freunde einem Kasten in einer Höle ansichtig wird / und über solchen einen schwartzen Hund liegen siehet; ist er in solche Höle hinein gegangē und wird gleich drinnen ertödet; in dem das Erdreich über einander fället unn alles zudecket. Es ist aber sehr wunderlich / und billich zu betauren vieler Menschen Blindheit und Narrheit / welche aus geschöpffte Hoffnung der flüchtigen Güter / in ein handgreiffliches Verderben des Leibes und der Seelen sich stürtzen. Denn derselbe böse Geist /[147] welche von den Zäuberern insonderheit den Schätzen vorgestellet wird / Sydonay oder Asmoday, wie wir in des Wieri Pseudomonarchia Dæmonum ( es ist aber nichts dran gelegen / ob dieser oder noch andere Nahmen solchen Teuffel zukommen:) lesen / genant: welchen sie als einen grosen / starcken und mächtigen König ehren / und seiner Gewalt 72 legiones zu eignen. Wenn aber dieser den Zauberern vor ihre Augen einen blauen Dunst machet; so giebt er sich zuerkennen und anzuschauen mit 3. Köpffen: Deren einer einen Ochsen Kopffe gleichet / der ander einen Mēschen / und der dritte einem Widders Häupte ähnlich kömmet: d' Schwantz ist gleichsam von einer Schlangen geborget: aus dem Rachen speyet er Feuersflammen: die Füsse seynd den Gänsen gleichförmigt. Ferner sitzet solcher über einen Höllischen Drachen /[148] und helt in der Hand eine Wage und Fähnlein: Wenn nun der Beschwerer oder Verbanner wieder solchen Teuffel sein Ampt verrichten will; so muß er unerschrocken seyn und fest auff seinen Füssen stehen: wenn er solches nicht thue; wird er in allen betrogen etc. Es wird aber vom gedachten Wiero d.l.l. 5. c. 11. ein sonderlicher Magischer Circkel beschrieben / mit seinen characteren, Bildnüssen / Figuren / Beschwerungen / und andern ungebührlichen Händeln / damit die verborgene Schätze mit grosser Gefahr / und zum öfftern mit vergeblichen Bemühungen erforschet werden. Aus welchē erscheinet / wie groß die Macht d' bösen Geister seyn mag / die begierigen und abergläubischen Menschen zubethören. Aber Christus / der Sohn Gottes / ist in diese Welt erschienen / daß er die Wercke des Teuffels zerstöre. In[149] übrigen ob die Zauberer durch ihre Kunst / oder vielmehr Gauckeleyen / der Leute Gunst / Schönheit / Wollüste / Ehre / Reichthumb / und Wissenschafften erlangen können / unn Fruchtbarkeit mache; davon disputieret Bodinus de Magorum Dæmonon l. 3. c. 5. weitleufftig / da er unter andern also redet: was Güter betrifft; so ist allen sehr wohl bewust / und sonsten gar gewiß daß grosse Schätze in der Erden verborgen liegen welcher Oerter dem Satan bester Massen bekant seyn: Aber niemahlen ist doch gleichwohl ein Zauberer gefunden worden / welcher vermöge seiner Kunst einen Goldgülden zuwege da von gebracht hette / wie sie leicht alle gestehen. Ja welche sich darzu begeben / daß sie durch Zauberische Mittel wollen noch reicher werden / da sie vorher schon ein ziemliches haben; die gerathen schier in die Armuth:[150] welche aber von armen Leuten solches ungebührliches versuchen; bleyben ihr lebenlang Betler. Alldieweil die Güter in heiliger Schrifft GOTtes Segen genennet werden; weil sie vö Gott bescheret werden: Als zum Exempel / da Jacob ein Geschäncke von seiner Heerde (welche ihm Gottrechtmessig bescheret hatte:) seinem Bruder Esau darbote; da spricht er: Nimb hin von den Segen / welchen mir der Herr gegeben hat. Aber warumb theilet der Satan seinen Sclaven und Vasallen die vergrabene Schätze denn gleichwohl nicht mit? Warumb lest er sie verschmachten? Aus was Ursachen lest er sie betlen? Warlich / Gott will es nicht anders haben: Und der Teuffel kans nicht anders machen: welcher sonsten (wie mir bedüncket /) gar viel Leute / durch dieses Mittel / weiter auff seine Seite bringen würde. Dieses habe ich aus[151] den Bodnio wollen hieher setzen / und dem begierigen Leser etliche Exempel daselbst nach zulesen / allhier Anweisung thun wollen. Biß hieher Camerarius: zu welchen auch gehöret Milichius im Zauber-Teuffel p.m. 240. A theatri Diabol. der gleiches Falls behauptet / daß der böse Geist gar offte die verstackten Schätze besessen etc. Und diesen kommet nun auch nach der Rübezahl / der sampt seinen andern consorten / nach Art und Weise der grossen Hansen (wie Rübezahl auch seyn und heissen will: Da von Owenus l. 1. Epigram. 100. p.m. 16


Cuncta trahunt ad se magnater aurea; sicut

Ad se magnetes ferrea cuncta trahunt.


Die meisten Schlesischen Bergschätze mantiniret, und seine sonderliche Artz Liebe dardurch zu verstehen[152] giebet; davon er auch keines Weges zubringen scheinet: Sintemahl wie wir hernach vernehmen werden / es allbereit ein mal vorgenommen worden; daß man den Rübezahl hat vom Berge wollen weg bannen; aber ummsonst. Und zwar was solches verbannen oder religiren belanget; so soll einander fast dergleichen Exempel noch unlengst vorgelauffen seyn: da ein Hexenmeister und alter Zoroasser sich auff das Gebirge hienauff gewaget / seine Circkel gemachet und allerhand Teuffelische Figuren darzu geschrieben / auch den Rübezahl zu seinen vorhabenden Wercke her zu gefordert; welcher sich denn gar willig eingestellet / und auff der Schnekippe sich in einer sonderlichen hier zu gemachten Stelle und Sessel præsentiret, verheissende / so ferne jener Exorcista seine Sache könte ausführen / so wolle er geschwinde von hinnen weichen.[153] Was geschicht? da der Verbanner sein Zauberbuch herfür krieget und etliche Zeilen gelesen / auch nunmehr endlich zum Haupt Puncte hingereth; da reisset der Rübezahl dem Kerl dz Blat vor die Nase außm Buche / und wirfft ihn mit sampt den bettel in etliche hundert Stücke zum Berge herunter: wie noch anietzo etliche Merckmahl und Kennezeichen solcher Geschichte auffm Berge sollen gezeuget werden. Sich! so gehet es endlich den Teuffels-Meistern: Und zwar nicht nur etwan einem alleine sondern den meisten: wie denn schon ein gleiches Exempel an führet / der Bodinus in Magorum Dam. p.m. 391. Frater Neuder erzehlet auch / wie zu Cölln ein kurtzweiliger Münch ein Zauberer war; der ein grosses Ansehen hatte als könte er die bösen Geister zum besten aus treiben. Eins Tags / fragt ihn der böse Geist / wohin[154] aus er müste? fahr / antwortet er ihme / in mein heimlich Gemach! der Teuffel fehlet ihm nicht: sondern macht es als er auffs heimliche Gemach gieng; zerklopfft ihn so jämmerlich / daß es sehr wenig gefehlet / er hette den Geist darüber auffgeben.

Doch gnug von dieser des Rübezahls Charge, und Verwaltung. Drauff kömmet; daß auch Rübenzagel nach seines Nahmens Verkehrung ein Zauber-Engl sey: Der die Leute bethöre / und allerhand blaue Dunst vor die Augen mahle: Wie zuletzte unsers Tractats es die Historien geben werden. Ja es will hierauff auch gleichsam gedeutet haben der Opitz d.l. pag. m. 280. da diese Wörter fallen: doch wollen wir den Birgman Rübezahl in diese Zahl nicht setzen: denn angesehen daß er durch Zauberey geruffen wird; so muß er weder eine fromme noch eine[155] verdampte Seele seyn. etc. Item p.m. 282. etc. Wenn er also auff und von dem Riesen Berge dichtet und mit unter singet: Unterwehrenden reden / als wir zwischen der Trennung zweyer Hügel / dahin wir uns durch Hecken und Gestände mehr einen Weg gemacht / als gefunden hatten / gerichts eingingen / erblickten wir hinter den Birckenbäumen und Eichen eine grüne Wiese / auff welcher von einem andern Ort her ein altes Weib / mit grauen Haupte / zitterntem Gange / krummen Rücken und einem Kerbe darauff / fast gekrochen kam. Wir winckten einander / und legten uns unvermerckt in die Sträuche nieder / zu erfahren was die redliche Mutter guts machen würde. Sie war fast in die mittē an einem Scheydweg zweier engen Stege kommen / da ließ sie ihre geflickte Schauben fallen / strich die hageren Armen auff / und[156] fieng mit klingender Stimme also an zuruffen:


Ist dann kein Mittel nicht zu zwingē den Gesellen

Der eine Jungfrau fleucht? soll dann das Heil der Höllen

Erst seyn herfür gesucht? es muß ja sonsten mir

Gehorchen was die Welt in See / in Lufft und hier

In ihren Schloß verbirgt: die Sternen müssen schwitzen;

Der Monde stille stehn / und seinen Wagen stützen;

Der Nordwind legt den Sturm zu meinen Füssen hin;

Der Sommer scheinet mir: es machen wo ich bin

Die Toden sich herzu; auff mein Geheisse gehen

Die starcken Eichen fort; die Flüsse bleyben stehen;[157]

Die Klippen sencken sich / die Saate reiffet nicht;

Die Thäler steigen auff; der Schlangen Leib zerbricht;

Die Löwen werden zahm: was gilts ich will was finden /

Den wilden Tigersinn genugsam zu entzünden!

Du Dreykopff / Hecate / die älter ist als ich;

Du Geist der diesen Berg beherschet höre mich;

O Pluto komm herauff; ich achte nicht der Sachen

Die meines Alters Volck zu langsam reicher machen:

Ich suche nicht Metall / nicht Jaspis / nicht Demant;

Ein fester Hertz' als er soll werden umbgewant.

Dieweil kein Kröten-Blut; noch Drummel in den Rohren /[158]

Noch Federn so die Eul hat umb ein Grab verlohren /

Noch heisse Pferde Brunst / kein Wester Hembde nicht /

Kein Nagel von d' Hand / kein Haar / kein Blut / kein Liecht /

Zu rathen deiner Treu / o Jungfraw / derer Schmertzen /

Wie hart' und rau ich bin / mit dringen selbst zu hertzen /

Bey ihm verfangen will / und ich umm sonst gethan

Was Menschen Klugheit weiß / so helffe was da kan.


De Glantz des Himmels / die Sonne / welche / wie wir aus unserm Schatten abnehmen kutnen / den Tag biß über die Helffte gebracht hatte / schiene für Schrecken zu erbleichen / kein Geflügel hörte man singen / es regte sich nichts als das Zittern der Bäume / und wir selbsten zweiffelten[159] welches sicherer were / zulauffen oder zu bleyben. Sie zoge den lincken Schuch aus / nam ein Tuch über den Kopff / kehrte sich zweymal gegen Morgen / und zweymal gegen Niedergang / grub mit einer Sichel ein Loch in die Erden / und machte darauff einen Circkel umb sich her / murmelte auch eine gute Weile eins und anders das wir nicht verstehen kundten. Hier nach brachte sie aus ihrem Korb allerhand Kräuter / welche sie vermuthlich bey vollem Mondenschein und für Auffgang der Sonnen / auch sonsten zugewissen Jahres Zeiten mit der lincken Hand ein gelesen hatte / menget etzliche Steinlein / wie auch Gebeine von den Todten darzu / und rührete mit einer Ruhten alles durch einander. Also legte sie es auff Wacholder Holtz und Eisenkraut / darbey ungebrauchter Schweffel und Weyrauch war / zündete es auff / und wie[160] der Lohe in die Höhe schlug / redete sie folgende Wort:


So müssen gleichfalls auch desselben Sinnen brennen /

Der von sich selbst nicht will den treuen Sinn erkennen.


Ferner knüpffte sie einen Haarlocken umb drey Federn von ungleicher Farben / und sprach:


Dieß sind die Federn hier so ich zu diesen Wesen

Aus dreyn Nestern zwar / umb Mitternacht erlesen

Vom Vogel den ich weiß; diß ist sein eignes Haar

Das bey dem lincken Ohr ein falsches Zeichen war.

Der Liebe die er fleucht: die Feder lest das fliegen;

Sein Haar' wird jetzt ein Band; er soll mir auch erliegen.


Auff dieß sprützete sie dreymal in ihre Schoß / nam ein Bildlein von Jungfrawen[161] Wachs in die Hand / beraucherte dasselbe / band ihm drey wüllene Faden von dreyerley Farben umb den Halß / und sagte:


Ungrad' ist den Göttern Lieb; dreymal ist er auch gebunden;

Dreyer Farben Faden sind umb den harten Halß gewunden.


Unter solcher Rede stach sie mit einer langen Nadel dreymal hinein / und fieng an:


Also geh' es auch dem Hertzen

Das ein Weibes Bild darff schertzen.


Warff es hier über in das Feuer mit diesem Wort:


Als wie das reine Wachs muß rinnen /

Soll ihm auch schmeltzen Muth und Sinnen.


Nach dem nun alles nieder gebrennet war / grieff sie auff die Erden / warff die Asche dreymal übern Kopff / sahe[162] nicht hinter sich / und hub wie erstlich mit zerbrochenen Worten an zu murmeln. Sie hatte erschreckliche Beschwerungen in den Maul herumb zu werffen nicht recht angefangen / als sich ein mächtiges Wetter / Schloß / Hagel / und Krachen erregete.


Das Liecht ward schwartze Nacht;

Der Himmel lieff zusammen.

In dickes Finsternüs; die Wolcken gaben Flammen.

Und eilten hefftig fort; man sahe keinen Tag

Als wann der grimme Plitz duch einen Donnerschlag

Vorher gesendet kam; der Winde starckes Prausen

Bewegte Wald und Berg mit seinen wilden Sausen:

Die Lufft ward lauter See; der Höllen gantzes Reich

Erregte seine Krafft / die Bäume wurden bleich;[163]


Und was mich das Schrecken noch jetzo nicht erzehlen lest. Biß hieher Opitius: Aus welchen wir zur Gnüge des Rübezahls Zauberey innne geworden seyn. Jetzt folget ferner / daß auch Riebzal seines Nahmens letter Wechsel nach / ein Lieb-Artz sey: welches ebenmessig Opitius beglaubet d.l. pag. 279. wenn er ihn also asinget:


Du Riesen-Herr du Artzt / du Berg-Gott / kom herfür;

Der jene / so dich ehrt / erwartet deiner hie.


Ja es läugnen auch dieses Rübezahls Ampt nicht die Quacksalber / Wurtzelgräber / Thiriackskrämer / Zahnbrecher / und andere Gassen-Schreyer: welche ihre Materien fürnemlich von der Schnekippe oder Riesenberge holen / und vom Riebenzahl sollen überhändiget bekommen / nach ihrer eigenen Aussage: Und was noch mehr[164] ist / so betheuren auch viel / daß sie es mit denn Rübezahl von Hertzen meinen müssen / ihn mit sonderlichen Ehren-Titeln anreden / und wohl gar mit ihme Brüderschafft sauffen: wenn sie seiner Gnade und Unterricht geniessen wollen. Darauff es denn unfehlbar geschehen soll: daß er / der Rübezahl ihnen allerley Kräuter und Wurtzeln nicht allein zeige; sondern auch vermelde / wozu sie eigentlich zugebrauchen seyn: ja er soll auch öfftern dergleichen Wurtzeln selber helffen mit aus graben: also daß man dannenhero ihn wohl könte Rübezahl nennen; weil er sich so hurtig in dar Zehlung der Rüben erweiset / und zwar denen solche Begönstigung wiederfahren lest / so es mit ihnen halten: denen aber / welche ihn äffen; soll Rübezal / durch Versetzung der Buchstaben ein übel Artzt seyn: da ihnen eben dieser Rübenzahl per[165] anagramma nicht nützel-bahr ist; sondern schädliche Sachen bey schwatzen soll / oder die Medicastros und Landstreicher selbsten zu verführen / und herab zustürtzen in Gewohnheit haben. Doch gnug von des Rübezahls Artzney; die er ex Erez oder Erden / (daraus sie der liebe GOTT nicht allein / nach der Schrifft / wachsen lässet; sondern auch vielleicht den Nahmen hat geben lassen:) nimmet. Jetzt folget schließlich das letzte Officium des unruhigen Schlesischen Geistes; welches ist Hexen und jagen: Wie nicht minder der Riebentzahl selbsten / wie wohl umb gekahrt / zu verstehen giebet; daß er nemlich sey ein Albin Hetzer. Albin sage ich / das ist / der hohen Berge; wie Opitius d.l.p. 264. auff den Schlag redet: Ich hette aus Begier fast angefangen zu fragen: Sie aber / die es mir am Gesicht ansahe; dieser grosse[166] Strom / sprach sie / der gerichts für euch mit solchen Strudeln und brausen herauff steiget / ist die Elbe / so von ihrer Geburtsstad den hohen Alben; die wir über uns haben / den Nahmen bekommen hat.

Hier ist aber zumercken / das dieses letztere Ampt / vielleicht des Rübezahls eigentlichste sey; in dem etliche in den Gedancken stehen; als wenn Rübezahl vor diesem solle ein Edelman gewesen seyn / und treffliche Beliebung getragen haben / auffs selbige Gebirge zujagen: also / daß er auch gewünschet nach seinem Tode die Glückseligkeit zu geniesen / daß er da selbsten solches Jagen fort setzen und continuiren mögte. Dannenhero es denn ihme nun auch / nach den Midischen verkehrten Wuntsch / wiederfahren ist / daß er / von seinen Absterben an / biß hieher / immer nach Wuntsch hetzen und jagen soll / ohne[167] Auffhören; Aber nicht ohne andere Exempel: Sintemal solche dergleichen auch anführet Hondorff part. 1. Prompt. Exempl. p.m. 290. Wenn er also redet: hieher gehören auch die Teuffelsjagten; da die Teuffel in Gestalt und Person derer / die etwan grausame und unbarmhertzige Jäger gewesen sind / zu Nacht und auch bey hellen Tage / sich sehen lassen hetzen und jagen: wie man da von saget / daß etliche Fürsten und grosse Herrn / noch heutiges Tages / sollen gesehen werden / daß sie jagen an Orten / da sie etwan bey ihren Leben mit grosser Beschwerung armer Leute / ihre beste Lust mit jagen und Wildbahnen gehabt. Also findet man auch auff den grossen berühmten Wäldern mancherley Gespänst des Teuffels: Da er sich ietzt in Gestalt eines verstorbenen Jägers: Denn in eines Holtzförsters: bald in eines andern Bauren[168] Feindes / sehen lesset / saget / deutet / hetzet / davon ohne Noth viel zu schreiben; sintemal es nicht unkantbar / sondern aller Welt im Munde ist vide Cyriacum Spangenberg im Tag-Teuffel.

Und biß hieher weren also des Rübezahls Aempter herfür gezogen / und zur Sattsamkeit beschrieben: welche wir ietzo kürtzlich wieder holen / und in einer Tabell also sämptlich für Augen stellen sagende; daß Rübezahls Verrichtungen seyn: die


Reisenden verführen.

Uexiren.

Blitzen und Donnern.

Ertz besitzen.

Zaubern.

Artzneyen.

Lustig jagen und hetzen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: DaeMonoLogia RVbInzaLII sILesII. Leipzig, Arnstadt 1662, S. 125-169.
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