V.
Ob Rübezahl allezeit auff seiner Clause verbleybe: oder ob er auch bißweilen aus latsche / weg spatziere / unn sich anderswo auff halte?

[183] Es ist kein unerhörtes und seltzames / daß die Gespenster sich an einem Orte[183] zwar lange auff halten; Dennoch aber zu Zeiten sich eine Weile wiederumb verlieren / und in solcher Abwesenheit / an andern Ecken und Orten wandern: weil solches nicht allein der HErr Christus vermeldet; sondern auch die Historien solches besagete überflüssig confirmiren. Unter andern Geschichten gehöret hie auch sonderlich her / was Jodocus Hockerius Osnaburgensis im Teuffel selbsten pag. m. 198. theatri Diabol. vermeldet: Es soll etwan ein Ritter / mit Nahmen Herr Hanß von Rechenberg in beyseyn vieler redlicher Leute / selbst gesaget haben; wie seinem Vater / und ihme / ein Knecht zu der Zeit / da König Matthias zu Hungarn wieder den Türcken gestritten / viel Jahr treulich und wohl gedienet habe: Also daß sie nie ein bessern Knecht gehabt hetten. Auff eine Zeit aber wird ihm ein Credentz an einen[184] grossen Herrn vertrauet / und da Herr Hanß meinete / er were hinweg / gehet er ohngefehr in den Stall / und findet den Knecht auff der Streü bey den Pferden liegen und schlaffen; er wird zörnig und spricht: wie das komme? der Knecht stehet auff / und zeucht einen Brieff aus den Bussen / und sagt: da ist die Antwort! Nun war der Weg ferne / und unmüglich einen Menschen / daß er in so kurtzer Zeit da solte gewesen seyn. Dabey ward der Knecht erkant / daß es ein Geist gewesen were. Bald nach diesen / ist er / auff eine Zeit / betrenget wurden von dem Feinde; da hebt der Knecht an: Herr erschreckt nicht; ich will zurück reiten / und kundschafft von den Feinden nehmen. Der Knecht kömpt wieder / und klappet feindlich: da sie aber zu sahen; Da hatte er der Feinde Pferden allen die Eisen ah gebrochen; darumb konten[185] sie Herr Hansen nicht folgen. Er sagte auch; er were zu letzte hin weg kommen: Niemand wüste wohin; Nach dem man ihn erkennet hette. Aber hievon magstu dich bey den alten Leuten weiter befragen; welche gemeiniglich viel davon wissen zu sagen. Biß hieher Hockerius.

Auff solchen Schlag / wie es hier mit den verstelleten Knechte ergangen / solle es auch auffs wenigste vor Jahren geschehen seyn mit dem Rübezahl; als welcher sich auch eine Zeit lang von seinem Gebirge verlohren / und endlich wiederumb dahin kommen ist. Als aber seine Gespielen / die Wurtzelmänner / aus ihm / nach der Wiederkunfft / er fraget; wo er so lange gewesen? da soll er zur Antwort gegeben haben / daß er sich in Engelland auff gehalten habe / und allda dem Cromwell seine gepflogene Rathschläge suppeditiret. Und also Beriß[186] Engelant / nach litter Kehr / Riebenntsagel:

Hieraus siehet man nun; daß der Teuffel nach eigener Bekäntnüß / das Unwesen / auff Gottes Verhengnüsse in Engelland / als fürnemlich seinem ausserkohrnen Reiche (sintemal der König daselbetsen Rex Diabolorum genant wird; besihe Lansium in Consult. aliosque) richtig angestifflet habe / und allda seine Lust gebüsset. Nach vorige Weise / wollen auch etlich jetzund vorgeben daß er ebenmessig / so zu reden / auffs neue verschwunden sey / und sich auff seine gewönliche Residentz nicht mehr befinden lasse. Hier über haben sich flugs etliche Pflastertreter bekümmert / und solches Abwesens allerhand Ursachen herfür gesuchet / und sie gleichsam mit Haaren herzu gezogen. In dem etliche sprechen / er sey nunmehr von einen Ertz verbanner verwiesen /[187] und aus gedilget. Ein ander Phantaste klügelte / und sagte: Riebentsahgel / per anagramma, gehet in Breßla / und miesset den unmässigen Säuffern / Schwelgern / und Bierhelden / den Schöps aus / von welchen Herr Zeiler in Germaniâ p. 302. c. 32. part. cont. s. post. Man findet zu Breßlau gut Bier / so Schöps genant wird: davon einer diese Verse gemacht hat:


Schöps caput ascendit, nec scalis indiget ullis:

Sessitat in stirnis, mirabilis iratus in hirnis It.

O Schöps, Schöps, te libenter bibit omnis plebs.


Ein ander Albertiste sagete; Rübentsahl / per anagramma selt / Brühan: und helt sich bey Hannober auff: da lebet Bier-Hauß / oder der Riebentsahbel: und spricht zu den Säuffern Bezahl hir / so saget Riebezahl / ein ander [188] Nasutulus saget: Rübentzal / ist ein Leb'r Snautz / oder Schwäbele / und ist gleich ietzt hingezogen zu den Gelfüssigen Schwaben / und will seine Landesleute besuchen. Aber wie dem allen / so sind diese Gedancken gantz vergeblich / und nichtige Fündte / oder alberne Fratzen: Es bleybet wol dar bey / das Riebenzal ein Alben-Zier sey; und sich von seinen vorigen Orte oder Riesengebirge nimmer mehr verlieren wird; ob schon es etliche aus Unwissenheit fürgeben.

Quelle:
Praetorius, Johannes: DaeMonoLogia RVbInzaLII sILesII. Leipzig, Arnstadt 1662, S. 183-189.
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