Rübezahl zerschmettert eine Kuhe.

[259] Daß dieses Gespenste auch seine Wohnstätte wolle sauber und rein vor sich behalten oder auffs wenigste kein unvernünfftiges Vieh daselbsten leiden; Er scheinet aus folgender Historie: Da Anno 1656. Von dem Viehe eines Schencken (oder Kretzschmars / wie es die Schlesier nennen) so unter dem Gebirge seine Wohnung hat / im weiden ohnegefehr eine Kuhe von den andern abgeirret / und allgemehlich auff die Felsen hinauff geklettert / und auff die Schneeköppe gerathen / woselbsten der Rübezahl sonderlich solle haußiren. Da ist der Rübezahl also auff das arme Thier erbittert geworden / daß er sie flugs in die höhe gehaben / vom Berge herunter gestürtzet unn zu etliche 1000. stücklein zerworffen hat. Ob nun[260] endlich dieser Schlesischer Cacus sich an der Kuhe in dem falle hat rechen wollen / weil sie / wie vorhergedacht / ihme gleichsam ins Land gefallen / die Herberge beschimpffet / und wohl gar ein wenig drauff hoffieret hat: Oder ob der Wirth / und Herr der Kuhe / den Rübezahl einmal unwissen nicht nach Wunsch gastieret hat: weiß ich eigentlich nicht zu sagen.


Certant caupones, & adhuc subjudice lis est,

Interim

Alba ligustra cadunt: vaccinia nigra leguntur.


Doch wie dem allen: Rübezahl hat in diesem Falle sich gantz anders verhalten mit der Kuhe auff seinem Berge / wie etwan S. Michael mit einer andern Kuhe auff dem Berge Gargano in Apulia, davon Kornman kan angehöret werden / aus der Fr. Veneris Berg 5. 72. p.m. 309. etc.[261]


Quelle:
Praetorius, Johannes: DaeMonoLogia RVbInzaLII sILesII. Leipzig, Arnstadt 1662, S. 259-262.
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