Rübezahl agiret einen Capellmeister.

[33] Es ist unlängsten eine grosse Albertät von den Jesuiten vorgenommen / damit sie auch noch itzund unverrichteter Sachen / im Schwange gehen. Nemlich / sie haben ihnen fürgesatzt eine Capelle fast an dem Orthe / da sich der Rübezahl am meisten herfürgethan hat /auffrichten zulassen / damit allda[33] hin eine heillige Wallfahrt verrichtet und künfftig vorgenommen werde. Aber / Lieber höre / was für ein Bedencken der hinterlistich Rübezahl darüber trage! Nemlich ich habe unlängsten mit einem Wurtzelmanne gesprachet / welcher von seinem Brüderlichen Freunde dem Rübezahl diese Meinung hat gesteckt bekommen: Daß er wolle die erste Messe drinnen singen / und den vorüber reisenden Leuten einen Ablaßkram anrichten /und sich wie ein neuer Tetzel erzeigen / nach seinem anagramma: Rubentzagel / Tetzeln-Grube. Weiter soll er auch verständiget haben / er wolle die Papisten immer fort arbeiten lassen / biß das Werck absolviret were / da wolte er sich erstlich seiner Macht und Befugsamkeit gebrauchen / und wolte den Strassenräubern schon ihren verdienten Lohn anthun / daß sie ihm ungebeten ins Land fielen / sein Reich verunehrten / und ihn gar für ein Hundsfutt hielten. Er wolle ihnen die Vesper also[34] singen / daß sie ihr Lebenlang an Rübezahlen gedencken solten; Er wolle von ihnen fragen / wo sie dieses verkehrtes Sprichwort gelesen hätten: Nemlich / wo der Teuffel eine Capelle hat / da will der liebe GOtt eine Kirche hinbauen: Sie soltens bey den alten Löchern lassen verbleiben / durch welche man pfeiffet: Wo Gott eine Kirche hat / da bauet der Teuffel eine Capelle dran. Unterdessen (hatte er fortgeredet /) wolte er allerhand Stimmen componiren / nemlich: Bicinia, Tricinia, Qvadricinia, biß zu Centicinia, die er hernach mit seinen Geschwister intoniren und solmisiren künne. Ferner wolle er auch darneben nicht vergessen / unterschiedliche Ablaßbrieffe zu schreiben und Päbstliche Bullen zu verfertigen / damit einiedweder in der gantzen Welt einen bekommen / und gar mit einander keine Sünde mehr ins tausende Glied zu vernehmen übrig sey.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 33-35.
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