Rübezahl bettelt.

[97] Ein bekandter Schlesischer Bote verständigte mir /daß vor eilff Jahren ein Freyherr über das Gebürge gereiset were; da es sich denn unterwegens begeben hette / daß ein lumpichter Bettler an dieses Herrens Wagen gelauffen / und umb einen geringen Zehrpfenning angehalten hette. Es soll aber zu diesem der Herr gesaget haben: packe dich / bistu doch starck genug /gehe und thue guts / und arbeite den Leuten umbs Lohn! da hat der bettelhafftige Rübezahl angehoben: Begehre ich es doch nicht umbsonst / lieber Herr / das er mir armen Kerl etwas mittheilet: Allhier habe ich bey mir einen Sack[97] voll schönes weisses Streusandes /so ich irgendswo geholet habe: Nehmet solchen von meiner Hand an / und gebet mir doch nur so viel / als ihr selber freywillig wollet. Durch dieses præsent soll sich der Freyherr haben bewegen lassen / und dem Geldsichtigen Kerl einen Reichsthaler für den Sandsack darausgeworffen haben. Was geschicht? Wie der Herr nach seiner Heymaht kömpt: offeriret er aus kurtzweil seiner Liebsten das überkommene Säckelein / sprechende: Hie bring ich einen Sack voll Ducaten mit. Darüber sie gelachet und den Sack eröffnet hat /auch befunden / daß wie ihr Herre aus Possen gesaget / lauter Gold drinnen gewesen. Lasset mir deß einen Tausch seyn / ein tausend Ducaten umb einen Thaler zu kauffen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 97-98.
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