Rübezahl lässet zu Gefattern bitten.

[199] Ich habe es mir von einem alten Schlesischen Bürger erzehlen lassen / wie nemlich der Rübezahl vor etwan 38. Jahren zu einem Boten ausserhalb dem Gebürge in einem benachbarten Dorffe gekommen sey / und ihm etliche Brieffe übergeben / solche an gewisse Leute im nähesten Flecken zu bringen / damit sie sich des folgenden Tages ohne beschwert zu ihme (dem Rübezahl der sich wie ein Hausvater gestellet /) verfügē / und zu Gefattern stehen möchten. Was geschicht: der Bote bekömpt[199] zum Trinckgelde erstlich 7. Groschen / solche waren alle umb etliche Stunden /wie er im bestimpten Orte angekommen / und die Schreiben lieffern wollen / zu Goldgülden geworden. Die Brieffe aber so jene Leute empfangen gehabt /waren alle mit einander entzeln zu viereckichten Schaffkäsen geworden / darauff ein Ducate zum Siegel geruckt gewesen; Wie hernach ein ieder für sich befunden soll haben / wie der Bote seines Weges wiederumb weggegangen ist gewesen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 199-200.
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