Rübezahl verkauffet Federspulen.

[202] Es hat mir folgendes ein vornehmen Mann communiciret / daß er nemlich in seinen jungen Jahren / da er noch ein Schüler gewesen / und schlechte Mittel zu studiren gehabt / ebenmässig über das Gebürge gereiset sey / nebenst[202] noch andern Mitschülern mehr: da sie denn / die lange Zeit vertreiben / allerhand Reden begonnen / und von einer Materi zu discuriren auff die ander gefallen weren: Unterdessen soll es sich zugetragen haben / daß hinter sie ein Bauersmann gegangen kommen / welcher einen gantzen Arm voll Federspulen gehabt / die er feil geboten / und für das Schock einen Groschen begehret hat. Von dieser Waare hat domahln ein ieder etwas genommen; einer für sechs Pfennige / und fort; und waren darauff nach verrichteter Kauffschlagung fort marchiret / und die hatten die Federn zu sich gesteckt; biß sie endlich zu den Ort gekommen / dahin sie getrachtet gehabt. Daselbsten sollen sie bald befunden haben / daß alle Spulen zu lauter gediegen Gold verwandelt gewesen /und also viel Sachen gnug vor ihr wenig Geld gehabt. Ja es thate jener Mann noch dieses hinzu daß sie viel Jahr von den Federn studiret; und er[203] noch heutiges Tages ein paar zum Beweißthumb hätte.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 202-204.
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