Rübezahl verkaufft ein schön Gemählde.

[209] Es ist noch unlängst geschehen / daß ein sonderlicher Liebhaber der Bilder oder Kunst Händler über das Gebürge gereiset; in Willens von den Mahlern hin und wieder köstliche verfertigte Sachen einzuhandeln / und seine Schinderey damit zu treiben. Da soll unterweges zu diesen Menschen der Rübezahl in Gestalt eines Juden gemachet seyn / und etliche zumsammen[209] gerolte künstliche Bilder præsentiret und feil geboten haben; welche dem Vorkäuffer trefflich behaget / und sie flugs mit einander vor ein billiges bares Geld gehalten hat. Aber was geschicht? Wie dieser Kunsthändler in einer bevorstehende Messe die ausgebotenen Bilder einen vornehmen Manne weisen und anschmieren wil; da beschmieret er sich zu erst damit; sintemahl sie nur eine geflochtene Decke von Schilffe gewesen / welche mit Menschenkoth beschmieret befunden worden: Drüber nicht allein ein grosser Gestanck / sondern auch unmässiges Gelächter von den Beystehenden geworden; wie ihnen die Sache außführlich der betrogene Kerl erzehlet gehabt / und sie eigendlich verstanden haben / daß der Posse zum Rübezahl gestifftet gewesen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 209-210.
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