Rübezahl drehet einem das Genicke umb.

[7] Vor etlichen Jahren sol ein Studiosus Medicinæ mit Fleiß auff das Riesē-Gebürge gegangen seyn / allda Kräuter und Wurtzeln zu samlen: Und in deme er in der Sache begriffen gewesen / siehe da sol Rübezahl drüber zu masse gekommen seyn / etwa in eines Bauren Gestalt / fragende: was er wolle? Resp. Ich habe mir sagen lassen / daß alhier gute Kräuter anzutreffen seyn / welche ich zu meinem Studium dienlich schätze. Weme meynestu aber / daß diese Revier zustehe? Resp. Ich weiß eigendlich nicht. Und mit solchen Worten hat sich jener Studente gar lange entschuldiget; ungeachtet / daß Rübezahl immer drauff gedrungen / zu sagen / weme das Gefilde zukomme: Doch ist er endlich drüber weggegangen / und hat den Burschen verlassen. Drauff sol dieser Bursch[7] zum andern fürüber reysenden Leuten genahet seyn / in deme er herbatum gegangen: Diese haben dem fragenden geantwortet / daß er jo bey Leibe dem Geist / welcher ihn vorher geprüfet / bey seinem eigentlichen Namen nicht nennen solte / wenn er wieder käme. Was geschicht? Wie dieser curioser Studiosus noch immer seine Botanic. excoliret, da kömpt der Rübezahl zum andernmal wieder / und läst sich mit folgenden Worten herauß: Nun wie gehets? Findstu was guts vor dir? Resp. Ja ich ertappe allerhand beliebliche Sachen. Weme meynestu aber / daß dieser Platz zu eygen sey? Resp. ich weiß es eigendlich nicht. Wie er aber immer mehr und mehr drauff gedrungen / da soll endlich sich der Student verschnappet / und ungefehr gesaget haben: Die Leute berichten mir / daß derselbe Rübezahl heisse / der ihm dieses Gebürge zuschreibet. Und hiemit hat er ihn bey der Kähle gekriegt /und den Hals umbgedrehet: Wie ihn die vorigen[8] zurück gekehreten Wanders-Leute kurtz hernach todt liegend angetroffen haben. Ach behüt einen der liebe Gott / für dergleichen Fürwitz / daß man dem mißtreuen Geiste nicht zu nahe komme / etwas von seiner Clause hole / ihn zu sehen begehre / oder seinen Namen allda über die Zunge fahren lasse. Doch gnug.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 7-9.
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