Rübezahl betrieget eine Kräntzmacherin.

[22] Ein Krämer erzehlete mir auff vergangene Messe /wie daß ein stoltzes und Nasenweises Mägdgen einsmals auß Vorwitz auff das Gebürge gegangen / daselbsten allerhand schöne Blumen (so auff den Angern wachsen /) gepflücket / einen Krantz geflochten /ihrem Liebsten zum præsent mitzubringen. Was geschicht? Wie der Krantz verfertiget gewesen / welchen sie wacker weit und groß gemacht; Da hat sie ihn in ihren Korb geleget / und ist damit nach Hause gekehret: Aber wie sie ihre verhoffte Freude damit erwecken wil / und ihrem Bulen damit beschencken; da befindet sie[22] daß die wolriechenden Blumen lauter Schweindrecker der Sauküttel gewesen; damit sie einen trefflichen Gestanck und Schimpff eingeleget. Doch war dennoch solcher Possen letztlich zur Freude und Ergetzligkeit geworden / wie man ungefehr befunden / daß des Krantzes Bügel oder Reiff / welchen sie auch auff dem Gebürge auß einem Reise geschnitzelt / Silber gewesen. Eine wunderliche Sache / daß dem guten Mägdgen die Finger nicht flugs auff dem Berge davon gestuncken / wie sie ihn gewunden gehabt; Ut enim urit maturè, quod vult urtica manere: Sic etiam, fœtet maturè, quod vult stercutius esse. Aber hievon weiß diese Geschicht nichts.

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Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 22-23.
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