Rübezahl macht Gold aus Erde.

[27] Es hat mir ein feiner Mann erzehlet / dem folgende Historie selber wiederfahren. Nemlich / er gedacht /wie er vor diesem in seiner Jugend sehr curiösisch gewesen; Derentwegen er von der Schnee-Kippe / oder von eben demselbigen Orte / da sich der Rübezahl zum öfftern habe erblicken lassen / ein wenigs Erdreich zum Angedenckē mit sich genommen / damit er nemlich hernach[27] in seiner Heymat sagen möchte / er sey auff des Rübezahls Gebiete gewesen / und habe auch zum Beweißthumb ein Bißgen Land unter seine Raritäten. Drauff soll es sich zugetragen haben / daß /wie er hernachmals in seinem Vaterlande / das mitgenommene Erdreich andern Leuten zum erstenmal hat auffweisen wollen / solches in lauter gediegen Gold verwandelt gewesen / und seiner Gütigkeit oder Geltung nach schier bey 25. Thaler werth gewesen: Welches Pfand er noch anietzt besitze / und sehr hoch hielte / nach Aussage eben desselben Experti Ruperti. Das lasset mir einen künstlichen Rübezahl seyn / der durch Lötterkehr / aus Arvum kan Aurum machen. O wie unglückselige Pocken sind wir / oder vielmehr Anagrammatisten / die wir nur die Buchstaben können versetzen / aber die Sache an sich selbsten so lassen müssen / wie wir sie antreffen.

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Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 27-28.
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