Rübezahl isset eine Mehrte.

[71] Ein Bauers-Mann war vor diesem auff dem Gebürge gewesen / in willens habend / aus Schlesien in Böhmen zu wandern; Da war ihm unter dem Gehen ein ander Bauer zum Gefehrden vor die Hand gekommen; mit solchem war er eine feine Ecke gemarfieret / biß ihn endlich der Durst und Hunger angekommen: Da er zum neuen Gesellen (welcher der Rübezahl gewesen /) für die lange weile gesprochen: Ey wer eine gute Mehrte hette / die solte wohl schmecken. Hierauff hat jener geantwortet: Darzu wollen wir leichte kommen /sintemahl ich alle zugehörige Mittel bey mir habe /nemlich Brodt und Bier. Und in dem hat er seinen Kober auffgethan / einen Krug /[71] und gute Kauten Brodt hervorgezogen / darbey sie sich alle beyde auf die Erde nieder gelassen / und der unerkante Rübezahl in den Krug das Brot eingekrümelt hat / davon sie miteinander gegessen und getruncken / biß sie satt geworden. Hernach hat der Rübezahl ein Stück überliche Rinde dem andern Bauren geschencket / daß er es auff weiter Bescheid zu sich stecken möchte / wenn ihn der Hunger abermal solte betreten / und war hierauff durch einen andern Weg abgeschieden. Der rechte Bauer aber / hatte das Bißlein Brodt üm eine Viertelstunde hervor gesuchet / auff dem Wege die Zeit zu vertreiben / was zu nutscheln; Da war solches aber nicht mehr Brodt gewesen / sondern ein klumpen Gold: Darauß der Bauer in Eyle erkandt / daß sein voriger Reise Gefehrde / der Geldt trächtige Rübezahl müste gewesen seyn.

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Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 71-72.
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