Rübezahl hütet der Pferde.

[133] Im verwichenen dreyssigjährigen gewesenen Kriege sol der Rübezahl sich wie ein Pferde-Knecht oder Junge geberdet haben / sol auff einem besondern Platze an der Heer-Strasse gelegen / oben auff dem Riesen-Gebürge / ein ziemlich Koppel[133] schöner Wallache in der Weyde gewartet / und bey sich gehabt haben /und solche zwar etliche Tage nach einander / biß es die Soldaten und domaligen Schnaphäne erfahren / so drunten nicht weit vom Gebürge ohngefehr ihr Qvartir gehabt / die sich nicht säumen / sondern eine gute Beute zu ertappen gedencken; derentwegen sich ein Trop auffmachet / und des Wegs hinauff nach den gesehenen Pferden trachtet / welche sie alle (ungeachtet der hefftigen Vorbitte des Rübezahlischen Hüters /) rauben und unter sich theilen / auch nebenst ihren mitgebrachten Pferden weg nach Hause reiten wollen. Aber was geschicht? wie sie damit zu Kohre gehen /und schier eine Ecke von der Weyde fürder gekommen waren / da beissen und reissen die Pferde so unerhört sehr / daß die Reuter gezwungen seyn geworden / solches unbendiges Vieh mit Ruten und Prügel wacker zu züchtigen / und herdurch zu karbatschen: Aber ie ärger und mehr sie drauff geschmissen / ie weher[134] hat es ihnen selber gethan / also daß grosse Striemen und Beulen auff ihren Schultern waren auffgelauffen gewesen / daß sie nicht gewust / woher es käme / und was das zu bedeuten gehabt; doch waren die gestohlenen Pferde darauff ein wenig weiter zu gehen veranlast worden / da sie eine neue Mode der Wiederspenstigkeit vorgenommen / nemlich sie sollen alle haben angefangen zu hüpffen und zu tantzē / und zwar solches auff einer stelle / rund in einem Kreyse herumb / schier dreyer Stunden lang; da die Soldaten nolentes volentes alle mit ihren Pferden / haben herumb gemust; biß sie getaumelt / unn aus entstandenem grossem Schwindel herunter auff die Erde gefallen / ihre Pferde gestorben / und die tausenden drüber verschwunden seyn: Siehe / da hat es wol Hengste geheissen; Hic jacet in dreckis, qvi modo Reuter erat, Ey mein Kerl! stil nicht mehr / laß einem iedweden das Seinige / so bleibet dir auch das Deinige.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 133-135.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil
Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil