Rübezahl wird ein wunderlicher Ring-Träger.

[135] Wie vor Jahren der Graffe / oder voriger Herr von Schaaffgotsch / einen Fürsten von Liegnitz bey sich gehabt / dessen Schwester jenes Gemahlin gewesen: Da er sambt seinem Herrn Schwager Lust halben auff das Gebürge gefahren / da sie sich auff einem Teiche (drinnen Forellen seyn sollen / grösser als Ellen lang /nebenst anderer Orten Fische mehr) ergetzet: Drüber es sol geschehen seyn / daß der Fürste seinen Ring (ich weiß nicht aus was Ursachen oder Gelegenheit) ins Wasser habe fallen lassen / welcher / nach Verlauff etlicher Jahre / wiederumb zu Liegnitz in einem grossen Hecht ist gefunden worden / welchen die Fischer unter andern kleinen Fischen in einem Teiche /der bey 7. ja 8. Meilen groß ist / und etwan alle 6. Jahr einmahl gefischet wird / gefangen / und wegen wunderlicher Grösse halben / ihrem Landes Herrn zum Geschencke[136] geschicket hatten / darinnen er vom Koche war angetroffen / und dem Fürsten gelieffert worden. Diese erzehlete Sache sol auch warhafftig geschehen seyn / wie ich gleichesfalls vom vorigen Apotecker bin verständiget worden: Welcher darneben berichtet / daß der vorgemeldete schwartze Teich auff dem Gebürge / von dem Wasser zu Liegnitz bey 18. teutscher Meilen gelegen sey / da entweder durch verborgene unterirdische Gänge d' Hecht von einem Ort zum andern müste gegangen seyn / wo er nicht / auff noch verwunderliche Weise / von dem Rübezahl also ist disponiret geworden. Es gehöret aber zu dieser Histori gar fein her was Laurenberg vorbringet in Acerra Philologica, cent. 1. c. 13. p. 28. etc. Von dem grossen Glück des Polycratis. Zu Samo waren drey Brüder von fürnehmen Geschlechte / Polycrates, Pantagnotus und Syloson: der älteste unter diesen Polycrates: auff daß er allein herschen möchte zu Samo, tödtete seinen jüngsten Bruder[137] den Pantagnotum: den andern Sylosontem vertrieb er ins Elend. Es gelung aber dem Polycrati alles so wol / daß er nicht allein ein Herr ward über Samo, sondern über alle umbliegende Städte. Alles ging ihm glücklich fort was er thäte: Und wo er Krieg hatte / da gewon er allezeit. Er hielt unterdessē grosse Freundschafft mit dem Könige in Egypten / Amasis geheissen. Derselbige wie er hörete von dem grossen Glück des Polycratis, schrieb er ihm einen Brieff / darin er vermeldet /das were ihm zwar lieb / daß es ihm / als seinem Freunde wolginge / hette aber solches groß Glück sehr in Verdacht: Und rieth ihm / er solte das / welches ihm am liebsten were / also von sich werffen /daß ers nimmer wiederkriegete / zu dem Ende / daß er das grosse Glück etwas temperirete mit einem Unglück. Polycrates nimbt seinen Pitzierring / worin ein köstlicher Stein eines grossen Geldes werth: Fähret damit auffs Meer / und wirfft den Ring darein. Was geschicht? Etliche[138] wenig Tage hernach kömmen Fischer / die fahen einen grossen Fisch / den verehren sie dem Polycrati: Wie der Fisch wird auffgeschnitten / da findet man den Ring in des Fisches Bauch / und kriegt also Polycrates seinen Ring wieder. Dieses ward auch dem Amasi verständiget: Der schrieb abermahl an den Polycratem, und sagt ihm seine Freundschafft auff: Denn / sagte er / es were unmüglich daß auff solch ein groß Glück nicht endlich würde ein viel grössers Unglück erfolgen: Welches denn auch nicht lange hernach geschehen. Denn als Polycrates sich dermaleins fürnahm die Insulen des Jovischen Meers zu bekriegen. Da ist er von seiner eigen Tochter abgemahnet / er solte solches nicht thun / denn sie hätte einen Traum von ihm gehabt / wie daß er were in die Lufft gezucket: Und von dem Gott Jove gebadet / von der Sonnen aber gesalbet. Polycrates hat seiner Tochter Rath nicht wollen folgen / sondern ist hingezogen. Wie er zu Magnesium gekommen /[139] da haben ihn die Einwohner einen schändlichen Todt angethan: Und hernach an ein Creutz gehencket: Also ist seiner Tochter Traum wahr geworden / denn wenn es geregnet / ist er vom Jove gebadet: Und wenn die Sonne heiß geschienen / daß das Feist aus seinem Leibe tropffenweise geflossen / so ist er von der Sonnen gesalbei worden. Doch gnug.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 135-140.
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