Rübezahl lässet sich etliche hungerig schmausen.

[166] Eben der vorige mündliche Bothe sagte mir auch folgendes für / daß noch auff eine andere Zeit etliche Studiosi über das Gebürge gereiset / vnn alda ein schönes Wirthshauß angetroffen / welches aber sonder Zweiffel von dem tausend-künstlichen Geiste Glaucomatice war gezimmert gewesen: Hierinne waren die Studenten mit stoltzem Muthe gegangen /wiewohl sie mit leeren Beutel waren angetrabet gekommen: In willens habende / einen wackern Schmauß auszuführen / und dem Wirthe dz Maul zu schmieren / weil sie sich[166] ziemlich ausgehungert gehabt / vnn im heissen Wetter aus der massen durstig waren / doch wenige Pfennige zur Bezahlung bey sich gehabt. Was geschicht? Ein Schalck kömt über den andern / vnn der Rübezahl bezahlet sie mit gleicher Müntze / wie sie ihn zu contentiren / im Hertzen gesonnen waren gewesen; Nachdem er sie vorher auff verblendete Weise lustig hatte fressen und sauffen lassen. Nemlich wie die hungerigē Wölffe numehro aus unverschämtheit / auff dem Tisch nach aller schwere hatten tragen lassen / vnn das Kalb also eingeschlagen / Tag vnn Nacht ausgetrieben / und nunmehr willens waren / Reiß aus zunehmen / und dem Gastirer das Versengeld zugeben: Da war alles verschwunden / und hatten sich im wilden Felde / in einem tieffen Schlamm / gantz hungerig vnn durstig befunden / daß[167] sie auch waren genöthiget worden das morastige Wasser in sich zu sauffen. Ey wie war den Schwelge Brüdern die köstliche Zeche bekommen! wie hatten sie sich müssē zuwaden / daß sie aus dem Sumpf gekommen / zu rechten Bauers-Leuten gerathen / und dieselben bittlich umb ein stück Brodt hatten ersuchen müssen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 166-168.
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