Rübezahl verehret einem eine Sparbůchse.

[203] Ein Excellenter Säuffer überkam einsmahls zum guten Rathe; daß er doch eine Sparbüchse zulegen möchte / und darein nur täglich einen dreyer werffen; so werde er des Jahrs über auffs wenigste etliche Gülden vor seine Kinder samlen: Damit er doch also nicht alles verschwabbeln möchte / und aurum potabile alchymistisiren. Hierauff gehet er zum Töpffer /und kaufft eine dergleichen Büchse; die ihme denn vom Rübezahl verlassen worden; als welcher sich vor einen Töpffer außgegeben. Weiter samlet auch der Durchbringer alle Tage einen Dreyer: Damit er dermahleins seinen Kindern ein tägliches Patrimonium verlassen möchte; deren er zweene gehabt / und endlich sind zu heyrathen kommen /[203] da der / noch lebende Vater / die Sparbüchse entzwey geschlagen / und ihnen das Geld getheilet: Er sol aber befunden haben /daß aus einen iedweden Dreyer ein Goldgülden worden; wie denn die Büchse auch / nach rechter Beschauung / lauter Gold gewesen.

Vnd auff solche Art hat der Vater dennoch seinen Kindern ein grosses zugewandt / ungeachtet / ob er schon alles versoffen: Du must aber wissen / daß die Sparbüchse nicht klein gewesen / sondern schier wie ein Brauer-Bottich im Umfange gewesen: Dieses Geschirr war lauter voll Gold befunden worden / nach dem der Vater bey die dreyssig Jahr drauff gesamlet /und seine Dreyer hinein gestecket. O du Asodischer Mensch folge diesem Rathschlag / so kanstu dermaleins auch einen rathsamen Schlag thun / wenn du deine trächtige Büchse eröffnen wirst.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 203-204.
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