XVIII. Von See-Menschen.

[442] Wag. Heinr. Sebald: in Brev. Histor. pag. 535. 536. / Anno 1624. soll gar gewiß / mense septembri im Adriatischen Meer ein Fisch. gefangen worden seyn / folgender Gestalt und Grösse. Er soll lang gewesen seyn 36. Schuh / und 16. breit / mit eines Menschen Angesicht / im Munde soll er ein rothes Creutz gehabt haben / so weit vor dem Munde herauß gangen / auffm Kopffe habe er eine Käys. Krohne mit 3. gedoppelten Creutzen gehabt / auffm Rücken ist zu sehen gewesen / ein grosses Geschütz / am Leibe eine Helleparten / und zwey über einander geschrenckte Fähnlein / in der einen sollen gestanden seyn DA/ HA in dem andern F. R. P. am Schwantz hat er gehabt drey Musqueten / auff welchen über Zwerge ein Degen gelegen / nicht weit davon hat man einen Todten Kopff gesehen. Herunternach dem Bauchwerts sind 6. Piecken gelegen / hinten am Nacken sind ihm vier Aehren herauß gangen wie auch gleichfalls vier vorne heraus / da sich das Angesicht geendet. Er hat zwey heßliche Füsse gehabt / und an einem jeden vier gewaltige Klauen / so aber mit keines Vogels / oder Thiers-Klauen zu vergleichen gewesen: Dieser Fisch ist anfänglich nach Venedig / hernach dem König in Franckreiche zu gebracht worden.

(Hieher gehöret auch die Aequivocatio / dz die Fische bey denen Lateinischen Poeten genennet werden / Populus fluviatilis: und die Vögel / Populus[442] äereus / Vide Buxtorff: in Lexic. Manual: pag. 563. Zeiler im 2. Theile Epist. 426. pag. 414. 415. Von den Meer-Kälbern saget Olaus Magnus de popul. septentr. lib. 20. Daß sie ein Fleisch und Speck / wie die einheimsche Schweine haben / und daher der Streit für falle / ob mann das innerliche Fleisch in der Fasten essen dürffe? Er thut auch Bericht / wie die Fische auff mancherley Art gefangen werden ingleichen von ihren Eigenschafften. Und im folgenden 21. Buch von den Meer-Wundern / die nicht Fisches / sondern anderer irrdischen Thiere Gestalt gar / oder zum Theil / haben als da / unter andern / solche seyn / so einem Menschen gleich sehen / die bey Nachts in die Schiffe steigen / und dieselbe beschweren / also / daß solche endlich gar sincken / wenn solche Meer-Menschen lang darinnen verbleiben. Und wann solche gefangen / und nicht also bald ins Meer gelassen werden / so entstehet ein solch greuliches Ungewitter / mit erschrecklichen Heulen solcher / und etlicher anderer Meer-Wunder / als ob / der Himmel einfallen wolte; daß die Schiffleute ihr Leben zu erretten gnung zu thun haben. Und ist das Fischen auff den Nordwegischen Meer sonderlich / dieser / und andern Ursachen halber / so Olaus im 1. Capitel erzehlet / gefährlich. Und sagt Er / daß man in acht genommen / wenn solche verwunderliche Fische / in Löwen oder Menschen Gestalt / und dergleichen / auß dem Meer gezogen werden / daß sie allezeit Uneinigkeit und Kriege / auff Erden / bedeuten. Er meldet auch / daß über Druntheim / d' Ertzbischhöflichen Stadt / in Norwegen / besser gegen Mitternacht /[443] wegen des vielfältigen Ungewitters / kein Holtz wachse / und dahero die Leuthe stätigs die Fischbeiner brennen / und sich des Fischschmaltzes zu den Ampeln / (weiln da im Winter es nie Tag wird /) gebrauchen. Sie bauen aus den Walfischbeinen / Häuser / und machen ingleichen andere Sachen darauß / so sie in den Häusern bedürffen / Er thut auch Meldung der grossen Schlangē / so sich in den Steinfelsen / und Löchern beym Bergischen Meer / in Nordwegen / auffhalte / so Menschen / Viehe und anders fresse; und eine Veränderung des Königreichs / durch absterben oder verjagen der Fürsten / oder bald erfolgenden Kriegs / anzeige. Es sey auch / schreibet er ferner im 43. Capttel ein sehr grosse Schlange in der Insul Moos / nach Hammeren gehörig / welche / wie der Comet der Welt / also diese dem Königreiche Nordwegen eine Veränderung verkündige / in massen sie im Jahr 1522. hoch über dem Wasser sich erhebende / gesehen worden; Darauff die Verjagung König Christianus deß Andern / und die schwere Verfolgung der Praelaten erfolget sey. Harstorffer in Schauplatz der Mord Geschichte. c. 16. §. 10. pag. 54. Zwischen Niederland und Engelland /werden Fische gefangen / welche man Petermännegen nennet: wer sie anrühret / der kömt von Sinnen. Jul. Sperberus in Tract. von allerley wunderbarl. Sachen / pag. 106. Anno 1531. ist in Norwegen / nicht weit von der Stadt Elbogen ein Meer Wunder gefangen worden / welches als ein Bischoff in seinem Habit / gestalt gewesen: und eben in demselbigen Jahre / hat man in Saltzburgischen[444] Gebirge / in einē Holtze (der Haußberg genant) ein grosses / gantz abscheulichs Thier gefangen / welches einen Menschen Kopff / mit einen krausen Barte / gehabt / forn zween Füsse / wie ein Löwe / die Hinterfüße waren aber / wie Adlers Klauen / hatte einē Schwatzn wie ein Hund / war trefflich wild / und wolte keinen Menschen Ansehen / ist auch / weils weder essen / noch trincken wolte / Hungers gestorben: ibid. an 1542. von Heuschrecken in Pohlen / so auffn Rücken / wie eine Münchs Kappe gestalt. etc.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Anthropodemus plutonicus. Das ist eine neue Welt-beschreibung [...] 1–2, Magdeburg 1666/67, S. 442-445.
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