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Nunmehr ist gnugsam außgefüret worden / was von der Hexen ihren buhlen vor zu bringē gewesē; jetzt folget / was sie denn weiter aufm Blocksberge verrichtē / und auß was Ursachen sie gleichfals ihre Fahrten und Gabelreiterey vornehmen? So wird darauff gesaget / daß sie nemlich. (7.) auch ihre Thaten / so sie vorher dem Teuffel zu Gefallen außgeübet / erzehlen müssen. Wie solches Bodinus97 bekräfftiget / da er saget / daß ein jeder Zauberer bey grosser Straffe / und wo er nicht wol wil geschlagen werden /zur Rechnung stehen muß / was er böses gestifftet habe. Vnd setzet darauff / daß eine Hexe / (wie ihme Herr Bouvin Ambtmann zu Chasteau Rour, als er von wegen des Landes Berry zu Bloiß ein Deputirter gewesē / erzehlet habe) unter andern Schelmereyen bekennet / daß sie um dē Bock habe getantzt /[391] und zuletzt ehe sie von einander geschieden / ein jedes Rechnung gethan / was es seyd der Letzten Versamlung Arges gestifftet / und worzu es sein Gifft-Pulver angewendet habe. Da saget denn der eine / wie er ein Kind getödtet habe / der ander / wie er ein Pferd vergeben /wie er einen fruchtbaren Baum verderbet habe. Und dieweil damals eine befunden ward / die seither den andern Zaubertag / (oder vielmehr Zauber-Nacht) nicht arges gewircket gehabt / ward dieselbe zur Straffe auff die Fuß-Solen mit einem Stecken vielmals geschlagen / dessen die andern alle sehr lacheten und spottetē. Auch sagte sie / man müsse offte frisch Gifft-Pulver haben / welches mit dem zustimt / so ich in einer andern Verurtheilung einer Hexē gelesen /welche bekant / sie habe nimmer keine Ruhe nicht /wenn sie nicht alle Tage etwas Böses thue und anrichte / oder zum wenigsten nur etwas Geschirs oder Häfen gebrochē habe.98 Aber eins Tages als ihr Frau gesehē / daß sie vorsätzlich ein irden Geschir brach / bekant sie gleich die Warheit / deßhalben ward sie auch am Leben gestraft / weil sie unverholen sagt / sie habe keine Ruhe / wenn sie nit jemands tödte oder etwas arges stifte. Welches denn fein anzeiget / daß nicht das Pulver / solch Unglück verrichte / sondern der leidige Teufel / der auff nichts anders ümbgehet / als das menschliche Geschlecht in Verderben unn Untergang zu bringen / und dadurch viel und offt bedient[392] und geehrt zu seyn / denn man findet offte das Pulver einen oder zween Fuß tieff unter der Erden.

Autor der Hundstägigen Erquickst. p. 379. schreibet davon also. Hierauff muste ein jede Person oder Hexe erzehlen / was sie seithero des letzten Convents böses und Teufflisches außgerichtet hatten. Da ich denn so grosse und grausame Sachen anhörete / daß mir die Haare zu Berge stunden. Erstlich wie sie mit dem Hochwürdige Sacrament ümgangen weren / wie sie solches verunehret / und mit Füssen getreten; It. zu Hauß getragen / unn in ihre Salbe geworffen / und dergleichen unerdenckliche Greuel / welche sie damit getrieben hetten. Ich hörte auch / wie sie die H. Sachen und Ceremonien der Kirchen / als das geweihete Wachs / Weihwasser / Agnos Dei, die H. Tauffe zu ihren Zauberwercken / Anrichtung und Machung des Himmels Ungewitter / Reiff / Raupen unn Ungeziefer auch Verderbung der Früchte gebrauchet / unn damit allerhand Land-Verderben und Unheil angestellet / und außgerichtet / nicht allein junge Kinder / sondern auch alte Leute / wie auch Ochsen / Kälber / Kühe und alles Vieh dadurch also bezaubert / daß zum theil dieselben verlahmet / zum theil gar gestorben wären / und was noch das aller Teuffelischste war / so erzelten sie / wie sie neben ihren Ehmännern und Ehfrauen auch mit den Teuffel und Buhlen Hurerey auff[393] unnatürliche Weise / imgleichen mit andern Personen Ehbruch / Blutschande unn Sodomiterey getrieben hetten. In Summa sie erzehlten solche Laster / darüber ich mich also entsetzte / und bey mir bedachte / ob auch dergleichen abscheuliche Laster in der Welt / ja auch wol in der Höllē selbst erdacht / wil geschweigen / begangen werdē könten. Welche nun unter diesē die abscheulichsten Laster begangen hatte / die bekame von dem auff dem Sessel sitzendē obristen Bock oder Teufel nit allein die höchste Ehr und Ruhm / sondern er druckte ihnen auch ein Zeichen oder Character an / dadurch er sie würdig machte seine beste und fürnemste Freunde / unn nach diesem Leben in seinem Reich / seine getreueste consiliatii zu seyn /welches denn mit einem Kuß / den er ihnen gab auf ihr Maul / bestätiget ward. Die aber wenig außgerichtet hatten / und die Täntze nicht fleissig besuchet /wenn sie keine erhebliche Ursachen und Entschuldigung einzuwenden hatten / die waren erstlich gar saur angesehen / als denn auch mit schlagen / und sonderlich die Armen / gar übel tractiret.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig, Frankfurt 1669, S. 391-394.
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