119. Der Kobold.

[43] Viele Bewohner von Osterwieck haben noch zwei alte Jungfern, welche Schwestern waren, gekannt, von denen es allgemein geheißen hat, daß sie in der Stube unter dem Ofen einen Kobold gehabt hätten, der ihnen auf ihr Verlangen den Teufel zum Schornstein hereincitirt habe, durch den ihnen dann ihre Wünsche befriedigt wurden. Die Jungfern waren nicht unbemittelt, hielten den ganzen Tag Thüren und Laden verschlossen, gestatteten Niemanden den Eingang in ihr Haus und wenn Jemand etwas von ihnen wünschte und verlangte, so antwortete eine von ihnen: Ick will'n erst mal fragen. Neugierige Buben haben wohl mitunter durch die Ritzen der Fensterladen gebückt und dann unter dem Ofen[43] ein großköpfiges ungeschlachtetes Wesen mit feurigglühenden Augen gesehen.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Unterharzische Sagen. Aschersleben 1856, S. 43-44.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Unterharzische Sagen
Unterharzische Sagen
Unterharzische Sagen: Mit Anmerkungen und Abhandlungen
Unterharzische Sagen: Mit Anmerkungen und Abhandlungen
Unterharzische Sagen: Mit Anmerkungen und Abhandlungen