Nr. 266. Der Teufelsschacht bei Strasberg.

[246] Eine Viertelstunde von Strasberg lieget der Teufelsschacht, wo Eisen gegraben ist. Da arbeitete ein Strasberger Bergmann, dem niemand gleich arbeiten konnte und so beschwerete er sich, daß alle seine Kameraden faul wären. Jeden Lohntag (alle vier Wochen) bekam er einen anderen Kameraden. Endlich aber wollte keiner mehr mit ihm arbeiten. Da meldete sich ein fremder Bergmann und sprach um Arbeit an. Er bekam sie, doch wurde ihm gesaget, er müsse mit einem Manne arbeiten, mit dem noch niemand habe arbeiten können. Er antwortete: wenn ihm der könne gleich arbeiten, er könne jedermann gleich arbeiten. Am Morgen sagte er, er arbeite für drei Mann. Der Fremde fing an zu fahren und hing den Karren an. Kaum hatte er eine Stunde gefahren, da war der ganze Vorrat, der schon seit einigen Monaten gelegen hatte, fort. Geh weg und lasse mich losbrechen, du kannst[246] nicht genug loskriegen, sagte er zu dem andern. Der Strasberger mußte den Karren anhängen, war aber nicht imstande, so viel fortzuschaffen, als der andere los bekam. So ging's einen ganzen Monat hindurch. Am Lohntage bekamen sie zusammen vierhundert Thaler und einen Pfennig. Sie schoben den Pfennig hin und her, der Strasberger warf ihn zuletzt in den Schacht, da fuhr der Fremde dem Pfennige nach. Dies war der Teufel, oft mußten die Bergleute unter ihm durchgehen, wenn er die Beine auseinander gespreizt hatte. Jetzt will diesen Schacht kein Bergmann mehr befahren, obgleich der Schacht sehr reichhaltig ist.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 246-247.
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