Neunzehnter Auftritt


[126] Zephises kommt aus der mittleren Versenkung in seinem vorigen Geisterkleide. Vorige.


EDUARD. Geist meines Vaters, rate deinem unglücklichen Sohne – was soll ich beginnen?

ZEPHISES mit ernster Miene. Ich bin dein Vater Zephises und habe dir nichts zu sagen als dieses. Verschwindet wieder.

EDUARD spricht langsam. Er ist mein Vater Zephises –

FLORIAN. Und hat uns nichts zu sagen als dieses. Nun, das können wir ja tun, riskiern tun wir nichts dabei.

EDUARD rasend. Treibt die Hölle ihren Spott mit mir? Wohlan, geendet sei das Spiel. Longimanus, ich löse dir mein Wort. Schrecklicher Donnerstreich. Die Bühne verwandelt sich in eine Felsengegend, in der Mitte erhebt sich der Vulkan, Lava strömt aus dem Krater, fließt über den Berg und bildet um den Fuß einen feurigen See. Alle Elemente sind in Aufruhr. Musik. Wo bist du, Opfer meiner Verzweiflung? Amine!

AMINE. Himmel, welch ein fürchterlicher Anblick!

EDUARD. Mir ist er es nicht, ich bin mir selbst das Entsetzlichste. Geisterkönig, ich rufe dich, erscheine!


Heftiger Donnerstreich, auf welchen eine totale Stille folgt, – und unter sanfter Musik verwandelt sich die Szene, die Kulissenfelsen werden grüne Hügel, mit Blumen besät, der Vesuv wird ein grünender Berg, der statt der Lava farbige Blumen auswirft, die man auch statt den Streifen der Lava sich herabwinden sieht. Das Lavameer wird ein Silbersee. Endlich springen aus dem Krater des Berges sechs feuerfarb angezogene Geister, die einen Grotesktanz ausführen.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 126-127.
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