Dreizehnter Auftritt


[402] Voriger. Sophie, Malchen und Lischen treten ein.


SOPHIE. Lieber Bruder, was sagst du zu dem Betragen meines Mannes? Hab ich das um ihn verdient?

RAPPELKOPF. Nein, liebe Schwester, so lang ich da bin, nicht. Beiseite. Wenn nicht noch was nachkommt.

MALCHEN weint. Ach Onkel, jetzt ist mein Unglück entschieden.

RAPPELKOPF. So tröste dich, Malchen! Beiseite. Nur um das Kind ist mir leid, an den andern allen liegt mir nichts.


Man hört von innen läuten.


LISCHEN. Es läutet. Wer geht denn jetzt hinein?

SOPHIE. Mich will er ja nicht sehen.

RAPPELKOPF. Und ich mag ihm nicht sehen.[402]

LISCHEN. Ich trau mich nicht hinein.

MALCHEN. Ich auch nicht, liebe Mutter.

RAPPELKOPF. Ich bin ungemein beliebt.

MALCHEN. Lieber Onkel, gehen Sie!

RAPPELKOPF. Ich? Ich nicht. Beiseite. Ich fürcht mich vor mir selber.


Es läutet wieder.


SOPHIE. Er läutet wieder. Ich muß doch –

LISCHEN schnell. Ich geh schon, gnädge Frau. Steckt den Kopf zur Kabinettstür hinein und ruft. Was befehlen Ihro Gnaden?

ASTRAGALUS. Frisches Wasser! schnell!

ALLE DREI. Was ist ihm denn?

LISCHEN. Er sitzt erhitzt am Fenster, es scheint ihm nicht wohl zu sein, er ruft nach Wasser.

SOPHIE. Bring Sie welches. Wenn er nur nicht krank wird!


Lischen geht ab.


RAPPELKOPF. Nu wär nicht übel, das könnt ich brauchen.

SOPHIE. Am Ende trifft ihn noch der Schlag.

RAPPELKOPF. Hör auf, mir wird schon völlig bang.

SOPHIE. Gib die Hausapotheke her! Niederschlagendes Pulver!

RAPPELKOPF. Nur geschwind etwas Niederschlagendes.

MALCHEN nimmt sie aus dem Schrank. Hier ist sie.

LISCHEN ein Glas Wasser bringend. Hier ist Wasser!

RAPPELKOPF. Wartet nur, ich werd es selbst hineinrühren. Tut es. Für sich. Ich muß ja schauen auf mich, was wär denn das?

LISCHEN die am Kabinett gehorcht, springt weg davon. Er kömmt.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 402-403.
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