Scena XIX

[104] Purpe.


PURPE kommt gelaufen und spricht zu Cleandern. Herr, es wird itzund gleich aufgemacht werden. Die Trauerleute sind schon drinne mit der Leiche. Gebt mir auch nun meinen Dreier.

CLEANDER. Hier, mein Sohn, da hast du einen, vernasche ihn auch nicht, sondern kaufe dir Zucker dafür.

PURPE. Nein, ich will ihn wohl besser anlegen.

CLEANDER. Woran willst du ihn denn legen?

PURPE. Ich habe zu Hause eine kleine töpferne Sparbüchse, da stecke ich alle die Dreier hinein, wenn ich welche geschenkt kriege.

CLEANDER. Was tust du denn damit?

PURPE. Wenn ich nun gnug gesammlet habe, so gebe ich das Geld hernach meinem Vater, er muß mir einen neuen Rock davor machen lassen.

CLEANDER. Du armer Schelm, so mußt du auch lange genug sammlen, ehe du zu einem Kleide Dreier zu Wege bringest.

PURPE. Wer kann sich denn anders helfen? Und darzu wird's ja besser sein, wenn ich die Dreier aufhebe, als wenn ich sie vernaschte oder Zucker dafür kaufte.[104]

EDWARD. Der Junge, so klein als er ist, redet er in Wahrheit sehr gescheit.

PURPE. Sehet, ihr Herrn, jetzt machen sie das Begräbnüs auf. Der Prospekt eröffnet sich und zeiget der Schlampampen Sepultur mit schönen Epitaphiis ausgezeichnet. Die Leidtragende stehen um die verdeckte Totenbahre herum, das Volk siehet zu.

CLEANDER. Das Begräbnüs sieht sehr wohl aus.

FIDELE. Es soll eines mit von den besten sein dieser Stadt.

CLEANDER. Welches ist denn nun der Fremde, welcher den Secretarius hat prügeln wollen?

EDWARD zeiget mit Fingern. Jenes ist er, der dort oben stehet.

CLEANDER. Sieht er doch bald aus wie der Kerl, der Eisleben soll angesteckt haben.

EDWARD. Er siehet desperat gnug aus.

PURPE. Wenn sich die Herren wollen im Begräbnüs hernach umsehen, wenn die Trauerleute heraus sein, so sagen Sie mir's nur, ich will's meinem Vater wissen lassen.

CLEANDER. Es ist nicht nötig, wir können's schon hier gut genug sehen.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 104-105.
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