Der lustige Andredl.

[77] Da war in einer sternenhellen Sommernacht Leichwache beim Altenbacher in der Kohleben. Nicht wie sonst waren wir diesmal zusammengekommen, daß wir rings um die Bahre des Toten einen fröhlichen Kranz von Schabernack ausführten, zu seinen Ehren allerhand Kurzweil trieben, gleichsam, als ob wir unser Leid um ihn gewaltsam betäuben müßten, obschon zumeist gar keines vorhanden war. Denn was sollte es für uns junge Bursche denn ein Leid sein, wenn irgendwo ein alter Mann oder ein sieches Weib gestorben war und der Tote nun in seinem sanften Frieden dalag auf der langen Bank? Erst wenn wir die Trauer der Angehörigen sahen, die auch wieder nicht in Weinen und Klagen laut ward, sondern in einer stummen, schwermütigen Ergebung, trauerten wir in der gleichen Art redlich mit. Sonst bedeutete, wie gesagt, das endliche Absterben eines alten Menschen für uns eher ein Freudenfest, bei dem wir die Totengebräuche ganz munter mitmachten und Essen und Trinken uns gut schmecken ließen.

Diesmal war das nicht so. über dem Altenbacherhof lag eine dumpfe Schwermut; der Wehruf wegen eines so schrecklichen Sterbens war vergellt. Eltern und Geschwister standen, saßen wortlos, tränenlos herum, und es war kaum zu merken, ob sie das leise mitklagende Trostwortsprechen der Nachbarn hörten oder nicht. –[78] Zwei Tage und zwei Nächte lang hatte das Mädchen ununterbrochen geschrien, man hatte die entsetzlichen Schmerzrufe bis zu den Nachbarhäusern hin gehört, und die Leute konnten keine Stunde schlafen und keinen Bissen essen, wegen des herzzerreißenden Schreiens der armen, neunzehnjährigen Marianna.

Nun war sie still geworden. Still, wie nichts stiller sein kann auf der weiten Welt, lag sie da, die vor wenigen Stunden noch mit heller Stimme um Rettung gerufen hatte in der ohnmächtigen Erdenwelt. Alles war versucht worden, jeder und jede hatte einen Rat gewußt und jeder Rat war ausgeführt worden. Nichts und nichts. Das Schreien war in Stöhnen, das Stöhnen in Röcheln übergegangen. Dann waren noch Atemzüge gewesen, so langsam, so sanft und so leicht, als versinke sie in einen süßen Schlaf, und dann der heilige Frieden, der nimmer aufhört.

Der nimmer aufhört?

Wir saßen in der großen Stube an zwei Tischen, beteten laut oder plauderten leise, und einer wie der andere schaute manchmal auf die Wandbank hin, wo die weiße Kammertuchleinwand, an der noch die ungefügen steifen Falten waren, einen länglichen schmalen Körper zudeckte. Woran sie hatte sterben müssen, wir wußten es alle miteinander nicht. Ein ungeheurer Schmerz in den Eingeweiden war gekommen, der hatte eine solche Glut entfacht in den Gliedern, daß ihre Hand den fast brannte, der sie angriff. Und aus dieser Hitze drang ein eiskalter Schweiß – es war nicht zu verstehen. Es gab damals in der Gegend keinen Arzt, wir wußten nichts, als daß sie jetzt tot war, und das brauchte kein Totenbeschauer[79] erst zu bestätigen. Manchmal ging eine Jugendgesponsin hin und hub sachte die Leinwand vom Gesicht, daß man sie anschauen konnte. – »So schön! So friedsam! Als ob sie tät' schlafen!« Ein anderes Wort hörte man kaum lispeln an ihrer Bahre und mir – der ich ebenfalls einmal hingelugt hatte – schien die schlummernde Marianna stillvergnügt zu sein; keine Spur vom Leide, fast kam es mir vor, als lächle sie heimlich in sich hinein darüber, daß sie allem Schmerz und Elend ein Schnippchen geschlagen hatte und gestorben war. Lebte sie heute noch, sie wäre ein betagtes, abgerackertes Weib mit vielen Runzeln auswendig und noch mehr Sorgen inwendig, und zu guter Letzt als Ziel und Lohn für alle Bravheit und Mühsal doch noch das leidige Sterben. Das hast du besser gemacht, Marianna, dachte ich ihr zu, wie sie so schön und weiß dalag. Nicht das letztemal, daß ich mich in einen Toten verliebte, aus reinem Beifall darüber, daß er gestorben war. Alsogleich wäre ich bereit gewesen, eine Lustbarkeit anzuheben bei jenem Leichwachen, wenn mir jemand geholfen hätte. Aber in aller Ohren schrillte noch das gräßliche Schreien, und die Leute waren schweigsam und betrübt.

Um Mitternacht wurde die Marianna in die Truhe gelegt. Dabei haben sie manchen Schürzenzipf zernagt und manche rote Lippe, um das in tiefer Brust gewaltig tobende Schluchzen zu verbeißen, denn das laute Weinen ist nicht der Brauch in jener Gegend, die Sterbesitten sind ein Gottesdienst, und dabei weint man nicht. Der Schmerz ist nicht geringer als anderswo, wenn ein trauter, geliebter Mensch in den Sarg gelegt wird, aber er vergeht in stiller Ehrfurcht vor der Majestät dessen, der den[80] Tod sendet mit dem Auftrage, das irdische Leid zu enden und das ewige Leben zu beginnen.

Und in jener Nacht das erstemal ist mir die Ahnung ausgegangen: Der Tod wird ein Aberglaube sein und die Wahrheit ist: Ewiges unzerstörbares Leben. Nicht bloß im Sinne der heiligen Offenbarung, wohl auch im Sinne der Natur, die wir mit unserem leiblichen Auge sehen Denn unter uns Leichwächtern befand sich auch ein alter Mann, der in jener Nacht eine merkwürdige Geschichte erzählt hat, derenwillen es eigentlich geschieht, daß dieses Kapitel aufgeschrieben wird.

Der alte Mann – ich sehe ihn heute noch – hatte ein fast kahles Haupt, aber sein langer Bart war noch schwarz. Sein Lebtag hatte er sich im Walde als Hirte oder Holzarbeiter aufgehalten, daher war seine Rede zwar ungeschlacht, aber bedachtsam, und wer alt wird, der weiß schließlich auch als Waldmensch etwas von der Welt. Der Jasel hatte den Franzosenrummel mitgemacht und sein eigentliches Kriegserlebnis, das er unzähligemal erzählte, war, daß die Franzosen ihm ein paar nagelneue, rotjuchtene Stiefel gestohlen hatten. Deshalb, so meinte er, hätten sie nachher auch zur Strafe das schreckbare Unglück in Rußland und bei Leipzig gehabt. Bei diesem Leichwachen aber fiel dem Alten auch noch eine andere Erinnerung aus jener Zeit ein, und als sie den starren schmalen Körper der Marianna in die Truhe legten, pfauchte er mehrmals mit der Nase, ersuchte den beisitzenden Webermeister um eine Prise Schnupftabak, und sagte, mit dieser Truhe würde es sich wohl doch nicht auch am Ende so wunderlich zutragen, als mit jener des alten Bauers Andreas Windlechner auf der grünen Au.[81]

Freilich haben sie ihn gefragt, wie es sich denn zu) getragen mit der Truhe des Windlechners, und darauf hat er angefangen, das folgende zu erzählen.

Seit dem großen Juchezer, den der Gott Vater gemacht hat bei der Erschaffung der Welt, wie er sieht, daß die zwei jungen Leut' zusammenpassen, hat's keinen so lustigen Menschen mehr gegeben, als den Windlechner. Der lustige Andredl hat er geheißen. Der ist mit Siebzig noch so jung gewesen, wie unsereiner mit Vierundzwanzig, und mit Fünfundsiebzig hat er bei des Jodlhans' Hochzeit dem Bräutigam die Braut entführt und sich mit ihr so weit in die Bergschlucht versteckt, daß sie selbige den ganzen Nachmittag nit mehr gefunden haben. Überall, wo es frisch hergegangen, ist der alte Andredl dabei gewesen, bei jedem Ball, bei jeder Hochzeit, bei jeder Hausnudel (häusliches Festmahl, zu welchem die Nachbarn eingeladen werden), und geredet hat er schier gar nichts, alleweil nur gejuchzet und gesungen. Stimm ^ hat er gehabt so hell wie ein junges Dirndel, hat auch alle Vögel können nachmachen und gleich hat die Katz' ihre Ohren gespitzt, wenn in der Stube auf einmal ein Zeiserl, oder ein Meiserl oder ein Dröscherl anhebt zu wispeln. Auch die bösen alten Weiber hat er nachmachen können, aber hat's nit gern getan, hat gesagt, sie täten ihm zu viel kratzen in der Gurgel. Ich glaub's. Mit dem Gewand hat er sich getragen, der Andredl, wie ein junger Bursch, noch mit seinen achtzig Jahren. Kirschrotes Leibel und himmelblaues Halstüchel und auf dem grünen Hut die Hahnenfeder und ein frisches Blumensträußel. Auch im Knopfloch ein Nagerl und auf dem Stecken eins. Das haben ihm die Weibsbilder verehrt;[82] wo ein anderer, oft ganz junger sauberer Bursch, von ihnen nichts hat bekommen, den alten Andredl haben sie über und über besteckt, daß er ausgeschaut hat wie ein großer Nagerlstock (Nelkenstock).

Aber halt zithernschlagen hat er können und maultrommeln und schwegelpfeifen und allerhand so Musik, und die längste Weil hat er können auf dem Kopf stehen, im Mund die Mundharmonika, in den Händen die Tschinellen und mit den Füßen Trommelschlagen bei der großen Bumpern zum Kirchweihtanz. Gott, das ist ein Mensch gewesen, dieser Andredl! Vom achtzigsten Jahre an hat er sein Haus einem Enkelbuben überlassen, selber nichts mehr gearbeitet, hat gesagt, er wollt' doch einmal seine Jugend genießen. Ausg'schaut hat er freilich wie's Leben und seinen schneeweißen Schnurrbart hätt' er – sagt er – vom Rahmschlecken in der Butterkammer. Was der die Weiberleut' g'foppt hat! Aber angesetzt keine, sein Lebtag nit; bei der Falschheit, hat er gesagt, hört die Freud' auf, und wer sich mit seiner Lustigkeit das Leben vertut – hat er gesagt – das ist ein Narr. Ja mein, da gehört eine besondere Gnad' Gottes dazu, daß einer das zuwegbringt, alleweil Freud' und nie keine Buß'! Gescheit sein! hat er gesagt. Himmlischer Vater, gescheit sind andere auch und machen doch die dümmsten Sachen. – Wenn vom Sterben die Red' ist gewesen, hat der Andredl allemal einen Fachler ge macht mit der Hand: »Hört's mir auf! Sterben, das gibt's nit!« Und hat er eins so liegen gesehen, wie dort die Marianna, so hat er einen Juchezer gemacht, daß man oft ordentlich erschrocken ist, und gemeint hat, der Alte wär' nimmer recht beisammen. – Und jetzt –[83] so fuhr der Jasel bei jener Leichwache fort – werde ich auf das kommen, was ich eigentlich erzählen will. – Neunundachtzig Jahr' soll er alt geworden sein, just noch nit gar neunzig, der Andreas Windlechner. Da hat das Brullbergerpaar geheiratet, und der Alte ist richtig wieder bei der Hochzeit gewesen. In der Kirche bei der Trauung ist er ein klein bissel eingenickt, was den Leuten auffällt. Nachher beim Tanz ist er um so frischer gewesen und hat mit der Braut und der ersten Kränzeljungfrau zu gleicher Zeit einen Steirischen getanzt, an der rechten Hand eine, und die andere an der linken, und derweil er sich langsam dreht wie der Gründel in der Mühl, saufen die zwei Weiberleut, daß die roten Kittel fliegen um und um. Auf einmal laßt der Alte ab, steht an dem Türpfosten, greift mit der Hand an den Kopf, sagt noch: »Laßt's euch nit aufhalten, Leut'!« und geht in die Nebenkammer. Wie sie nachgehen, liegt er zwischen den Hochzeitskranzeln und Buschen und ist maustot. – Wohl, wohl, tot ist er gewesen, aber kalt und starr werden hat er uns nit wollen. Drei oder vier Tag' haben wir herumgefrettet und sagt endlich der junge Windlechner: »Werden ihn halt doch müssen eingraben, zum Lebendigwerden tut er nichts mehr desgleichen!« »Ein Mittel müssen wir noch vorher probieren!« sagt der Zwiselschneider und kratzt auf seiner Geige einen Strampfer. Und wie der Alte sich noch alleweil nit rührt, sagt der Schneider: »Aus ist's und gar ist's. Wenn der einmal beim Steirertanz nimmer zuckt, nachher ist er maustot.«

Weil die Franzosen von Leoben her im Anrücken sind, und die Leut' mit ihrem Vieh ins Gebirg hinaufwollen, so haben wir doch trachten müssen, daß wir ihn vorher[84] begraben. Der Möstlmichel hat eine feichtene Truchen gezimmert, hinein mit dem alten Andredl, das Brett drüber zugenagelt und in Gottesnamen fort auf den Friedhof. Ich und der Steinmirtel, wir haben ihn getragen, und wie wir durch den Zerwald hinabkommen ins Tal, hei, da reiten ihrer ein ganzer Teufel Franzosen daher, wir haben just noch Zeit, die Truchen in die Brombeerstauden zu werfen, und flugs ins Dickicht hinauf, daß wir ihnen noch ausgekommen sind, den Rothosen, den verhöllten! – Und das, meine Leut', ist dem lustigen Andredl sein ganzes Begräbnis gewesen. In der Brombeerstauden wird er Jahr und Tag gelegen sein, was weiß ich, es sind unruhige Zeiten gewesen. Uns haben die Lebendigen Sorg' und Kummer genug gemacht, haben nit Zeit gehabt, auch noch an die Toten zu denken. Und erst viel später, wie sie die Franzosen schon zusammendrischakert gehabt haben draußen bei Leipzig, da findet eines Tages der Halter Florl im Brombeergestauder die Truchen. Halb eingefilzt ins Gestauder soll sie gewesen sein, über und über schon voller Moos, und bei den Fugen sind Schwammerln herausgewachsen, Sauerklee, Eriken und so Kräuterwerk. Hat sich aber nit getraut nachzuschauen, der Florl, und nachdem er eine Weil so dagestanden ist vor der Truchen, ist er stad davongegangen, zum Bauernhaus hinauf, und er hätt' eine Totentruchen g'funden in den Brombeeren. Da nachher sind die Leut' gleich schauen gegangen, aber keiner hat die Kurasch' gehabt und hätt' sie ausgemacht, die Truchen. Bin auch dabei gewesen und mir selber sind die kalten Erbsen gelaufen über den Buckel hinab. Endlich hat doch einer angefangen und mit dem Stecken[85] den Deckel ein wenig aufgezwängt. Alle haben sich abgewendet, wie der ausschauen wird da drinnen – ich dank' schön! Auf einmal ist das Brett ledig, Ameisen und Rasseln und anderes Käferwerk wuselt und fliegt heraus, junges Gras und Moos und Halmwerk und ein Vogelnest – ein Amselnest ist in der Truchen. Die hat von unterwärts ein Loch, und Junge sind drinnen, sperren die Schnäbel auf und piepsen, und die Alten schwirren umher und kreischen und greinen, daß wir ihr Haus und Heim hätten erbrochen. Und gäh versuchens auch die Jungen mit ihrem Vogelglück, flattern auf und ins Dickicht hin, daß alles bledert. Und der alte Andredl? Wo ist der? Was glaubt ihr, Leut', wo ist der gewesen? Der ist nit in der Truchen gewesen und nit neben der Truchen, und nit unterhalb, der ist nirgends gewesen. Wir haben weitum gesucht, nit ein Knocherl von ihm, nit ein Fetzerl von seinem Gewand. Wir haben uns jetzt an alles erinnert vom Begräbnistag her, und daß ihn uns die Franzosen abgejagt. Sollten sie ihn mitgenommen haben? Wohl gewiß nit. Eher ist er selber aufgestanden und davongegangen. Nachher haben wir gehorcht, ob wir ihn nit etwa singen oder juchezen hören kunnten irgendwo. Nichts. Die Vögel haben gesungen und der Wind hat gerauscht, und der Hirsch hat geröhrt oben im Wald, aber vom Andredl kein Haarl und kein Windl. Und nichts bis auf den heutigen Tag! – Nun soll mir einer sagen, wie das zugeht? – Wenn er jetzt die Tür aufmacht und steigt herein, ich möcht's frei glauben und heilig kommt's mir immer einmal für, der alte Andreas Windlechner regiert heut' noch herum auf der Welt! –

Solches hatte der Mann aus dem Walde erzählt bei[86] der Leichwach auf jenem Hofe. Es erhob sich sodann ein Mutmaßen vom Scheintodsein, von Leichenraub und dergleichen. Ich hatte für mich eine besondere Meinung, sagte sie aber nicht. Sage sie auch heute noch nicht, in solchen Dingen wird man leicht mißverstanden, und ich will lieber gar nicht verstanden, als mißverstanden werden.

Als der Morgenschein durchs Fenster kam und vor ihm die weiße Truhe errötete wie die Wange einer Jungfrau, da trat jemand hin an diesen Sarg und sagte: »So, meine liebe Marianna, jetzt werden wir halt um ein Häusel weitergehen.« Der Vorbeter tat schon den Mund auf, um die Abschiedsrede zu halten, den stieß ein Nachbar in die Seite: »Mußt nit! Sie sind betrübt genug.« Der Vorbeter jedoch hub an: »O liebeste Jungfrau Marianna! In früher Jugendzier mußt du Urlaub nehmen von Vater und Mutter, von Schwester und Bruder und mußt ins kühle Grab!«

»Halt's zsam und friß dein' Red' selber '« unterbrach ihn der Nachbar barsch, denn die Anverwandten begannen krampfhaft zu schluchzen und wären über die Herzenspeinigung, die ihnen der Vorbeter zugedacht, wohl in ein wildes Weinen ausgebrochen, wenn man nicht rasch den Sarg gehoben und ihn unter einem lauten gemeinsamen Vaterunser zur Tür hinausgetragen hätte. Das surrende Alltagsgebet wird die armen Herzen ein wenig betäubt haben, und wenn an eines derselben etwa gar sachte das heilige Wort geklopft hat: Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden! dann wird wohl alles andere Menschenwort überflüssig gewesen sein.

Wir sind hernach mit der hoch auf einer Bahre schwankenden Truhe im Hohlwege dahingegangen unter[87] Weiden und Birken. Diese Bäume haben ein zartes Gewölbe gebaut über den Totenzug und auf den unzähligen, leise im Morgenwind zitternden Herzlein der Blätter haben die Tropfen des Taues gefunkelt in allen feurigen Sonnenfarben. Und wie die Finken, die Amseln, die Lerchen so hell singen und jubilieren, daß sie schier das Gebet der Menge überklingen, da stupft jemand den alten Holzer Jasel in die Seite und raunt ihm ins Ohr: »Hörst du ihn? Hörst du ihn denn nicht? Das ist ja der lustige Andredl!«

Quelle:
Peter Rosegger: Waldheimat. Band 4: Der Student auf Ferien, Gesammelte Werke von Peter Rosegger, Band 20, Leipzig 1914, S. 77-88.
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