Brannteweinlied eines Schusters

[461] Aus einer Hanswurstias.


O Fläscherl, hübsch und fein,

Gefüllt mit Branntewein!

Du bist des Wurstels Freude,

Bist seine Schnabelweide,

Gluk gluk, gluk gluk, gluk

Gluk, gluk – – –

O goldner Branntewein,

Wie süß schlüpfst du hinein!


O Fläscherl, stärke mich,

Komm her, ich küsse dich.

Sei g'scheid, mein liebes Weiberl,

Ich bring' dir's zu, mein Täuberl.

Gluk – – – –

Gluk – – – –

O goldner Branntewein,

Wie süß schlüpfst du hinein!


Wenn ich des Morgens trink',

Bin ich zur Arbeit flink;

Kann sohlen, steppen, nähen,

Den Draht im Takte drehen.[461]

Schluk, schluk – – –

Schluk – – – –

O goldner Branntewein,

Wie süß schlüpfst du hinein.


Macht mich der Gerber toll,

Wenn ich ihn zahlen soll;

So denk' ich: hol' der Sperber

Den Ledrer sammt dem Gerber.

Gluk, gluk – – –

Gluk – – – –

Beim Gläschen Branntewein

Fällt keine Schuld mir ein.


Trink' ich ein Gläschen Spitz,

Krieg' ich Verstand und Witz.

Dann tanz' ich nach der Fiedel,

Sing' hübsche deutsche Liedel.

Gluk, gluk – – –

Gluk – – – –

O goldner Branntewein,

Wie süß schlüpfst du hinein!


O Fläscherl, hübsch und fein,

Mein Schäzerl sollst du sein,

Will dich mit nassen Blicken

Oft an mein Goscherl drücken.

Gluk, gluk, gluk, gluk, gluk,

Gluk, gluk, gluk, gluk, gluk.

Es lebe hübsch und fein

Mein Fläscherl Branntewein!

Quelle:
Christian Friedrich Daniel Schubart: Gedichte. Leipzig [o.J.], S. 461-462.
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