1.

[162] Was liegt der Schlaf auf meinen Augenlidern

Am hellen Tag? was ist mein Haupt so schwer?

Bald ras't mein Puls, bald find' ich ihn nicht mehr!

Pickt schon der Totenwurm in meinen Gliedern?


»Du bist nicht krank!« hör' ich den Arzt erwiedern

Auf dieser Klagen ungestümes Heer.

»Setz' gegen deine Bücher dich zur Wehr!

Laß dir den trägen Mut Natur befiedern!


Geh' in ein Bad, doch hüte dich zu baden;

Zum Brunnen, doch das Glas nicht an den Mund,

Viel lieber laß zum Firnewein dich laden.


Hinab zur Kühle, dort im Felsengrund!

Empor im Schweiß auf steilen Tannenpfaden,

Lern' wieder leben, und du wirst gesund!

Fußnoten

1 Hier folgt das Gedicht S. 52 dieser Ausgabe, mit der Bezeichnung: März 1811.


Quelle:
Gustav Schwab: Gedichte. Leipzig [um 1880], S. 162.
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