788. Grubingen.

[312] Die vor. Schrift S. 256.


Nach dem Aussterben der Edlen von Klingenberg ward die Burg Klingenberg Eigenthum der Herren von Bickenbach. Im vierzehnten Jahrhundert unternahm Einer der Letzteren, Konrad VIII., eine Wallfahrt nach Jerusalem, hatte aber das Unglück, in die Gefangenschaft der Ungläubigen zu gerathen und schmachtete lange in der Sklaverei. Da flehte er den heiligen Michael um seine Hilfe an und that das Gelübde, daß er, wenn er je wieder zu seiner väterlichen Burg gelangen sollte, an der Stelle, wo er sie zuerst erblicke, dem heiligen Michael zu Ehren eine Kirche erbauen wolle. In einer Nacht träumte ihm, er befinde sich wieder auf deutscher Erde und auf dem Wege in seine Heimath. Die Freude über seine Befreiung weckte ihn auf – und vergoldet vom Strahle der Morgensonne lag die Burg Klingenberg vor ihm. Entzückt wollte er ihr zueilen, aber sein Schwert sprang aus der Scheide, grub sich in die Erde und mahnte ihn so an sein Gelübde. Konrad wiederholte es dankbar seinem Heiligen und erbaute in der Folge an jener Stelle eine Kirche, die dem heiligen Michael geweiht wurde, und ein Dorf, das er, weil sich dort sein Schwert in die Erde grub, Grubingen nannte.

Dorf und Kirche lagen eine Viertelstunde oberhalb Röllfeld am Main. Grubingen ward zur Pfarrei erhoben und Stadt und Burg Klingenberg, Röllfeld, Schmachtenberg und Seckmauern gehörten als Filiale zu ihr. Das Dorf verschwand im Anfange des sechzehnten Jahrhunderts, aus welcher Veranlassung ist unbekannt, die Kirche aber bestand bis zum Jahre 1778, wo sie wegen ihrer Baufälligkeit abgebrochen wurde. Den Kirchhof benützten die Röllfelder noch bis 1847, in welchem Jahre sie einen größeren näher bei Röllfeld anlegten. Von der Kirche steht jetzt nur noch ein kleines Stück Mauerwerk, das einen Theil der Kirchhofsmauer[312] bildet; in dem Kirchhofe aber ist ein steinernes Cruzifix errichtet mit der Inschrift:


Dahier auf dem Platz stand die Grubinger Pfarrkirche ad St. Michaelem, wohin die Ortschaften Klingenberg und Röllfeld und mehrere andere der Gegend vorhin gehörten. Im Jahre 1778 wurde sie wegen Alterthum abgebrochen und Alles, so sie gehabt, nach dem Weisthum von 1630 unter die beiden Pfarrkirchen Klingenberg und Röllfeld getheilt.


In der Kirche zu Grubingen lag der Stifter derselben, Konrad von Bickenbach, begraben. Sein Epitaphium wurde bei dem Abbruch der Kirche in die Kirchhofsmauer versetzt, später aber wieder herausgenommen, weil es durch die Witterung litt; eine steinerne Tafel bezeichnet die Stelle, wo es gestanden. Jetzt ist es in der Kapelle zum hohen Kreuze zwischen Röllfeld und Klingenberg aufgestellt. Es zeigt einen geharnischten Ritter, der auf einem Löwen, dem Sinnbild der Tapferkeit, steht; der schwere Helm ruht auf seiner linken Schulter. Die Umschrift ist nur noch theilweise lesbar und lautet: anno dm. m. ccc. LXXXIII. .... o. conradg dus in Bickenbach.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 312-313.
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