[331] Von LudwigSchandein. – Westricher Mundart.
E' Märe rut im Gras im Dal,
Das arem Kinn hot Not un Qual:
Gestorb is sei' Vatter, sei' Motter.
Un all sei' Troscht uf dere Welt
Den hot's uf seine Schatz gestellt:
Doch leidt es net Vatter, net Motter.
Voll Mürigkät do nuckt es ei',
Was Wunners werd nor an em sei':
Wie hoppelt so hortig sei' Herzche!
Uf ee'mol hupst es in die Heh,
De' Berg enuf un rasch wie's Reh:
Ei werd es sei' Glück wul verbasse?
»'s is wärlich wor, s' is alles so,
Mei' Tram der hot mich net beloh:
Do blüt jo der wunnerlich Garte!«
Un's siet un sucht net lang erum,
Es brecht sich schun die Schlüsselblum:
Do brecht es e' goldige Schlüssel!
Am Dehrche kloppt es dreimol an,
Hot dann der Berg sich ufgedan:
Un uf is gedan do der Himmel!
Nor Marmelstee' un Helfebee',
E' Laschter Gold un Erelstee':
Es siet sich net satt an de Wunner.
Un 's traut sich net un will net vor,
E' Stimmche ruft: »Ei nemm der nor:
's is alles for dich un dei' Schätzche!« –
Es weß net was es wäle soll,
Do rafft es seine Schorz sich voll:
Ei hot's doch de' Schlüssel an's Dehrche!
»Nau' bin ich reich un bin ich frei,
Un wann ich will is Hochzig glei;
Doch baße mer zwe noch sesamme?« –
So kummt's erauser, nor e' Nu –
Un hinnig em is 's Dehrche zu:
Es hauser, un – drei' is der Schlüssel!
[331]
Un net genunk, 's is meh dermär,
Es sucht un sucht – sei' Schorz is leer:
Un trauerig schlockert's enunner.
Un's Märe rut im Gras im Dal,
Sei' Gram is gros un gros sei' Qual:
Es hot jo ke' Vatter, ke' Motter.
Un all sei' Troscht uf dere Welt
Der freit e' Braut mit Gut un Geld:
So will es sei' Vatter, sei' Motter.
Geschiet is das uf Beurelstee',
So siet m'r heut ke' Blümche meh:
Ke' Schlüssel se hewe de Wunner.
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