1271. Der Würdinger.

[270] BayerischeBlätter für Geschichte, Statistik, Lit. u. Kunst 1832, S. 51. Hazzi's Statist. III., 1131.


In dem Wallfahrtsorte St. Leonhard befindet sich seit undenklicher Zeit eine geharnischte Figur von Eisen, wohl anderthalb Centner schwer, der Würdinger geheißen. Durch den Zahn der Zeit, mehr noch durch allerlei Unbilden hat sie Kopf und Füße verloren. Sie soll das Ebenbild eines harten und rauhen Zwingherrn aus dem angesehenen Adelsgeschlechte der Würdinger gewesen sein. Am Tage des heiligen Ritters St. Georg und am Patrocinium St. Leonhards übte die männliche Jugend des Rotthales ihre Kräfte durch Heben und Tragen dieses eisernen Schreckensmannes. Solche Uebung gab aber nicht selten Anlaß zu blutigen Köpfen. Man fand sich daher veranlaßt, das Bild im Pfarrhofe zu verschließen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 270.
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