[768] Cäsars Lager.
Schildwachen auf ihren Posten. Enobarbus tritt auf.
ERSTER SOLDAT.
Sind wir nicht abgelöst in einer Stunde,
So müssen wir zurück zur Wacht. Der Mond
Scheint hell, und wie es heißt, beginnt die Schlacht
Früh um die zweite Stunde.
ZWEITER SOLDAT.
Gestern war
Ein schlimmer Tag für uns! –
ENOBARBUS.
Nacht, sei mein Zeuge!
DRITTER SOLDAT.
Wer ist der Mann?
ZWEITER SOLDAT.
Sei still und horch' auf ihn!
ENOBARBUS.
Bezeuge mir's, o segenreicher Mond,
Wenn einst die Nachwelt treuvergeßner Männer
Mit Haß gedenkt, – der arme Enobarbus
Bereut vor deinem Antlitz.
ERSTER SOLDAT.
Enobarbus!
DRITTER SOLDAT.
Still da! horcht weiter! –
ENOBARBUS.
Du höchste Herrscherin wahrhafter Schwermut,
Den gift'gen Tau der Nacht geuß über mich,
Daß Leben, meinem Willen längst empört,
Nicht länger auf mir laste! Wirf mein Herz
Wider den harten Marmor meiner Schuld![768]
Gedörrt von Gram zerfall' es dann in Staub,
Mit ihm der böse Sinn! O Marc Antonius,
Erhabner, als mein Abfall schändlich ist,
Vergib du mir in deinem eignen Selbst,
Doch laß die Welt mich zeichnen in die Reih'n
Der flücht'gen Diener und der Überläufer! –
O Marc Anton! O Marc Anton! –
Er stirbt.
ZWEITER SOLDAT.
Kommt, redet
Ihn an!
ERSTER SOLDAT.
Nein, horcht: denn was er sagt,
Kann Cäsarn angehn.
ZWEITER SOLDAT.
Du hast recht. Doch schläft er.
ERSTER SOLDAT.
Liegt wohl in Ohnmacht; denn so schlimmes Beten
Ging keinem Schlaf voran.
ZWEITER SOLDAT.
Gehn wir zu ihm!
DRITTER SOLDAT.
Erwacht, erwacht, Herr! Redet!
ZWEITER SOLDAT.
Hört Ihr, Herr?
ERSTER SOLDAT.
Die Hand des Tods ergriff ihn. Hört! die Trommel
Weckt feierlich die Schläfer; kommt und tragt ihn
Zur Wach': er ist von Ansehn. Unsre Stunde
Ist abgelaufen.
DRITTER SOLDAT.
Nun so kommt; vielleicht
Erholt er sich.
Gehn ab und tragen den Körper fort.
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