24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda.

[27] Mündlich aus Helfta.


Zu Schmalzeroda lebte ein Bauer, der einen Kobold hatte. Und weil er geizig war, forderte er immer mehr von ihm; doch jeder Kobold kann nur ein bestimmtes Maaß von Geld, Getreide und dergleichen auf einmal bringen, der eine mehr, der andere weniger: wenn man Etwas von ihm fordert was über seine Kraft geht, so muß er einen neuen Herrn suchen. So mußte auch der Kobold zu Schmalzeroda auswandern, weil der Bauer einst zu viel von ihm verlangte; und er ging zu einem Vetter des Bauers nach Bischofsroda, schlich sich in dessen Zimmer, als es eben leer war, legte sich auf das Bett, und als der Bauer herein trat, rief er ihm zu »Nimm mich[27] an! Nimm mich an!« Der Bauer aber wollte ihn nicht annehmen, sondern schlug mit einem Stock nach ihm; doch wenn er ihn zu treffen meinte, stand der Kobold schon in der entgegengesetzten Ecke der Stube, lachte ihn aus und rief wieder »Nimm mich an! Nimm mich an!« Bald war er anzusehen wie ein zweijähriges Kind, bald wie ein alter, eisgrauer Mann, doch immer klein. Zuletzt versprach der Bauer ihn zu behalten, wenn er das Blut Jesu Christi mit ihm beten könne. Der Bauer betete langsam vor, und der Kobold hielt immer inne und sprach dann einen ganzen Satz rasch hinter einander: als sie aber an die Worte »das Blut Jesu Christi« kamen, setzte er mehrere Mal an und sprach »das Blut –, das Blut –«; dann sprang er verdrießlich auf, stampfte mit dem Fuße und rief »Ach was, das Blut zicke zacke, zicke zacke,« bleckte die Zähne und lief aus der Stube, und er ist nicht wieder gekommen.

Quelle:
Emil Sommer: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1. Halle 1846, S. 27-28.
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