[Halt halt mein hertz; nit eylen thu]

Halt halt mein hertz; nit eylen thu

Nach lust, vnd frewd auff Erden;

Wirst nie darin doch finden ruh;

Kan dir nicht alles werden.

Laß ab, laß ab, ist nur vmbsonst,

Laß ab darnach zu trachten:

Ich fande nie kein beßer kunst,

Dan alles schlecht verachten.


Drumb du den pracht: so gar nit acht,

Laß dich zur welt nit binden:

Nach kurtzer weill: sie wird in eil

Wie rauch im lufft verschwinden.

Gleich wie der lufft: vnd öder tufft

Wird alles bald zerfahren.

Glaub mir zu mahl: die pfeil ohn zahl

Der Tod nit pflegt zu sparen.


Als wie die schön gezündte kertz

Sich selbest muß verzehren,

Weil auß ihr selbst das brinnend hertz

Sich selbest muß ernehren:

Also verzehrt sich alles gleich,

Auff diser welt so schwinde;

Da fleußt es her in einem streich,

Es steht die kertz im winde.


Sag dir mein kind: wer wollust find,

Find zil, vnd maß darneben,

Im himmel dort: geht alles fort,

Muß alles allweg leben:

Bey solchem spiel: ist nie kein zil,

Wird ewig, ewig wehren:

Wan ichs gedenck: für lieb erkrenck,

Werd naß von haissen zähren.
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Jerusalem du schöne statt,

Wan ich nur dein gedencke,

Bin diser welt so sauber satt,

Allein zu dir mich lencke:

Nach dir allein wird mir so wee,

Frag nichts nach eitel sachen;

Weiß warlich nit, wan ichs versteh,

Was hie soll weiter machen


Sein eigne frewd: mir Gott anbeut,

In ewigkeit sols dauren;

All was vns helt: bey diser welt

Bringt endlich ewig trawren:

Ey was mag dan: vns kleben an,

O welt, bey deiner thüren?

Dein bin ich müd: dich Gott behüt,

Solt mich nit mehr verführen.

Quelle:
Friedrich Spee: Sämtliche Schriften, Band 2, München 1968, S. 171-172,181-182.
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