[Wan mir so stäth von augen]

Wan mir so stäth von augen

Die regen fallen ab,

Vnd gsicht will nit mehr taugen,

Auch kaum mehr geister hab;

Laß ich mein haupt geschwinde

Zur seiten sincken hinn,

Vnd seufftz dan also linde,

Mit sanfftem anbegin.
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Das hertz hebt an zu zagen,

Schlagt an so sittiglich

Vnd fahret fortt zu schlagen

Daß es laut jämerlich,

Bald immer, immer weiter

Nimbt zu der hertzenschlag;

Die seufftzer auch zur leiter

Auffklimmen allgemach.


In lufft sie sich erschwingen,

Mit einer mänge groß;

Durch wolcken sich erdringen,

Biß recht in Gottes schoß.

Da zeigens ihm das hertze,

So sie mitt weg geführt;

Das brint gleich einer kertze,

Von Jesu lieb gerührt.


O frommer Gott so milde,

Diß hertz wir schencken dir:

Nims vnter deinem schilde,

Wend ab all böß begier.

Es brint in Jesu liebe,

Von flammen also klar;

Wans nur dein athem triebe,

Wurds brinnen immerdar.


Ach blaß hinein so linde,

Daß es noch brinnet mehr,

Vnd schaff das Jesum finde,

Warnachs verlanget sehr:

Mögts ie nur einmahl fassen

Jesum sein Ehrenholt,

Nie wurd es dan ablassen,

Es ewig brennen solt.


Quelle:
Friedrich Spee: Sämtliche Schriften, Band 2, München 1968, S. 213-214,218-219.
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