Dritter Auftritt.

[265] Constanze und Clärchen


CONSTANZE. Nun Clärchen? kannst Du mir noch zumuthen, mich an solchen unglücklichen Geschöpfen zu belustigen?

CLÄRCHEN. Es ist ein barbarisches Vergnügen, das muß ich gestehen, und nur so ein Steinkohlenherz, wie Herr Bast hat, kann daran Freude finden. Unterdessen müssen Sie sich stellen, als wenn es Sie unterhielte, sonst verlieren Sie sogar den Schein der Möglichkeit Ihren geliebten Albert zu erhalten.[265]

CONSTANZE. Wie kann das dazu etwas beytragen?

CLÄRCHEN. Viel. Hören Sie nur. Ich habe ihm eben jetzt durch Nikolo geschrieben: wenn Sie nicht schleunig Hülfe fänden, müßten Sie, wo nicht heute doch morgen gewiß den alten Narrenvater heirathen. Sie setzten also alle Hoffnung auf ihn. Da aber gar kein Mittel vorhanden wäre mit ihm zu sprechen, so sollte er sich närrisch stellen und hieher bringen lassen, wo Sie also mit einander sich besprechen könnten, was allenfalls zu thun wäre. Wenn Sie nun dem Alten glauben machen, Sie fänden Vergnügen die Narren zu sehen, können Sie alsdenn mit Ihrem Albert reden, und wer weiß was alsdenn die Liebe noch ausbrütet.

CONSTANZE. Ein entsetzlicher Gedanke! ich sollte meinen Albert als Narren hier sehen!

CLÄRCHEN. O über die Delikatesse! Er muß einen verliebten Narren vorstellen, und da werden Sie hoffentlich keinen so großen Unterschied an ihm wahrnehmen.

CONSTANZE. Das war beißend, Clärchen.

CLÄRCHEN. Nichts als Wahrheit. Denn wenn es der Raum zuließe, verdienten die meisten Verlieb, ten wohl eben so gut einen Platz hier, als die beyden Porten, wo der eine immer mit lauter Blitz und Donner, der andere aber mit Rosen und Lilien handelt.

CONSTANZE. Wenn Du nur einmal verliebt seyn wirst, was gilt's, Du wirst anders reden! – Aber, wie hat er den Vorschlag aufgenommen?[266]

CLÄRCHEN. Noch hab' ich keine Antwort. Sie können aber wohl denken, daß er keine Gelegenheit versäumen wird Sie zu retten.

CONSTANZE. Das hoff' ich wenigstens. O Liebe, wenn Dein Anschlag gelänge und ich meinen Albert erhielte!

O wie wollt' ich Dich belohnen,

Nicht für Schätze, nicht für Kronen

Gäbe ich dann meinen Stand:

Glebt's ein größer Glück auf Erden?

Meines Alberts froh zu werden!

Mit ihm wallen Hand in Hand!

In feurigen Küssen

Der Liebe genießen,

Bey zärtlichen Freuden

Vergessen der Leiden,

Die uns oft die Liebe gemacht!

Wer hätte das Glück sich gedacht!

O wie wollt ich Dich belohnen!

Nicht für Schätze nicht für Kronen

Gäbe ich dann meinen Stand.


Ab.


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Die Liebe im Narrenhause. Liegnitz 1792, S. 255–350, S. 265-267.
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